Seite:OberamtNeresheim0272.jpg

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Ludwig, Hans Wolf und Friedrich, von welchen aber blos Hans Wolf das Geschlecht fortpflanzte, das mit seinen Söhnen Wolf Andreas und Quirin Gottfried a. 1644 ausstarb. Oettingens Ansprüche auf die Landeshoheit und Jurisdiktion machte auch hier den Ritterschaftsgenossen das Leben sauer; z. B. 1560 ließ Graf Wilhelm drei aufgenommene Juden geradezu gefänglich abführen und weil man eine zur Auslieferung verlangte Ehebrecherin entfliehen ließ, wurde das Schloß militärisch besetzt und der Herr von Wellwart nach Wallerstein citirt. Auch ein Vertrag von 1572, wonach den Wellwart die niedergerichtliche Obrigkeit blieb innerhalb Etters, verhinderte nicht neue Reibungen über das von Oettingen verlangte Schutz- und Schirmgeld u. drgl. m. Die Verwirrung wurde noch größer, als Hans Reinhard von Wellwart 1582 für 5700 fl. alodiale Güter an Graf Wilhelm von Oettingen verkaufte, zumal weil doch auch Lehengüter darunter waren, wofür Ellwangen Ersatz ansprach.

Mit Aussterben jener wellw. Linie fiel das Lehen an Ellwangen zurück und damit begannen die Streitigkeiten neu, weil das ötting. Kastenamt jetzt die hohe und niedere Obrigkeit, Reis und Folge, Schutz und Schirmgeld, die gesamte Gemeindsherrlichkeit u. drgl. m. in Anspruch nahm, – hier einmal mit der angenehmen Folge, daß die Unterthanen von 1670 an längere Zeit gar kein Schutzgeld bezahlten. Wiederholt kam es auch zu militärischen Exekutionen sogar, weßwegen Ellwangen zu vertauschen oder zu verkaufen suchte, aber vergeblich, bis Oettingen-Wallerstein selber 1795/96 die ellwangischen Unterthanen zu Dorfmerkingen, beiden Riffingen, Herdtfeldhausen und Dehlingen um 17.000 fl. erkaufte. Daneben gab’s noch eine kaisersheimsche Selde und einen Unterthanen des Spitals Nördlingen (angeblich von den Herrn von Hürnheim erkauft mit Weilermerkingen). Eine ehemals Lorcher Gült hatte 1471 Kapfenburg erworben und das württemb. Oberamt Heidenheim besaß auch einen Unterthanen.

Große Brände suchten Dorfmerkingen heim: 1570 über 40 Gebäude, 1624 17 Häuser, 1681 29 Gebäude und 2 Personen kamen um. Die Herren von Wellwart haben 1601 das Burghölzlein ausgereutet und an die Unterthanen verliehen.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Dossingen, liegt 1/2 Stunde südlich vom Mutterort in dem Dossinger Thal, einem mäßig eingefurchten Trockenthale des Herdtfeldes. Das nöthige Trinkwasser ist vorhanden; bei starken Regengüssen oder schnellem Schneeabgang aber wälzen sich nicht selten in dem sonst trocknen Thale die Fluthen herab und drohen dem Ort Gefahr. Vicinalstraßen führen von hier nach Ohmenheim, nach Dorfmerkingen und eine auf die Neresheim–Stettener Vicinalstraße. Die mittelbegüterten Einwohner nähren sich durchaus von Feldbau

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0272.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)