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Dunstelkingen.
Gemeinde III. Kl. mit 550 Einw., wor. 2 Ev. a. Dunstelkingen, Pfarrdorf, 413 Einw., b. Hofen, Weiler, 96 Einw., c. Schrezheim, Weiler, 41 Einw. – Kath. Pfarrei. 2 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der große aber unregelmäßig angelegte Ort liegt, von Obstgärten und Ackerfeldern umgeben, freundlich und sommerlich auf luftiger, gegen Morgen geneigter Anhöhe, ganz oben am Beginn eines flachen Thälchens, das sich südöstlich in das grüne gegen Eglingen ziehende Thal hinabsenkt. Auf dem Schlößlesberg hat man eine weite Aussicht und erblickt sogar die schneeglänzende Kette der Tiroler Alpen. Erdfälle kommen in Wald und Wiesen vielfach vor. Die Straßen des Ortes sind überkiest und in gutem Zustande, die Wohnungen der Kleinbauern liegen mit den Scheunen unter einem Dach, während die größeren Bauern abgesonderte Scheunen und geräumige, zuweilen gut abgeschlossene Hofräume haben.

Die stattliche, auch im Zopfstil und ganz aus Backsteinen erbaute Kirche zum hl. Martin ist in der Mitte des Dorfes im alten Friedhof gelegen und hat einen vieleckig geschlossenen, mit Strebepfeilern besetzten Chor; ihr Thurm erhebt sich an der Nordseite, geht auch in’s Achteck über und schließt mit einer Zwiebelkuppel. Vom Achteck an wurde der Thurm auf Kosten des Klosters Kirchheim gebaut im Jahr 1716. Das ganz hübsch mit Stuckaturen, besonders mit reichen Blumenranken ausgeschmückte Innere zeigt an der Decke Fresken in kleineren und größeren Medaillons, enthält außer den drei Altären verschiedene Ölgemälde und Holzfiguren, worunter eine alte Pieta. Ein vierter Altar, in ansprechendem neugothischem Stil gehalten, steht unter dem schön stuckirten Triumphbogen. Der einfache gothische Taufstein trägt die Jahreszahl 1517. Dann befinden sich im Chor verschiedene steinerne Grabdenkmale: an der Südseite das große reichgehaltene eines Ulrich von Westerstetten zu Katzenstein († 1503), der Ritter ist in voller Lebensgröße dargestellt; gegenüber steht das kleinere Denkmal des Diepolt von Westerstetten zu Kaczenstein († 1536) und seiner Gemahlin Dorothea, geb. von Reiczenstein († 1567). Ferner hinter dem Hochaltar das trefflich aufgefaßte und ausgeführte Standbild des Wolf Dieterich von Westerstetten zu Katzenstaün und Dunstelkingen († 1572, 1. Dez.) und der Grabstein des Karolus Quirinus († 1606). Von den 4 Glocken auf dem Thurme hat die größte, 8 Centner schwere, die Umschrift: Johann Udalricus Lays 1716; Lays hieß der damalige Pfarrer; auf der zweiten, schönverzierten Glocke steht : Regnante Territoriali domino Craftone Wilhelmo comite Oettingano M. Violantia Abbatissa in Kirchheim 1724; auf der dritten: Elias Martin Wiedmann (damaliger Ortspfarrer) 1744. Die vierte hat keine Inschrift. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde. Der Begräbnißplatz wurde 1862 mit einem Aufwand von 1700 fl. östlich am Ort angelegt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0275.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)