Seite:OberamtNeresheim0277.jpg

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Kartoffeln, dreiblättriger Klee, Wicken, Rüben, Ackerbohnen, Flachs und nur wenig Hanf. Von den Getreidefrüchten werden über den eigenen Bedarf noch sehr viele auf den Schrannen in Nördlingen und Lauingen abgesetzt. Der Wiesenbau ist ausgedehnt und liefert meist gutes Futter, das wegen des sehr namhaften Viehstandes alles im Ort verbraucht wird.

Die Obstzucht ist ziemlich beträchtlich; sie beschäftigt sich hauptsächlich mit etwas späten Kernobstsorten und Zwetschgen. Das Obst, welches gerne geräth, wird meist gedörrt, in ganz günstigen Jahren auch ein kleiner Theil desselben nach außen verkauft. Die Gemeinde besitzt 96 Morgen meist mit Laubhölzern bestockte Waldungen; von dem Ertrag derselben erhalten die Ortsbürger alle 10 Jahre je ein Klafter.

Mit der Brach- und Stoppelweide werden noch die vorhandenen 105 Morgen Allmanden um 600–1000 fl. jährlich an fremde Schäfer verpachtet, die 5–600 Stück Bastardschafe auf der Markung laufen lassen; die Pferchnutzung steht den 67 Gemeinderechtsbesitzern zu; zudem haben diese je 21/8 Morgen Allmanden zur Nutzung. Endlich bezieht die Gemeinde aus eigenen Gütern noch eine Pachtsumme von 70–80 fl.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde ganz unbedeutend, dagegen die des Rindviehs sehr namhaft; man züchtet eine Kreuzung von Land- und Simmenthalerrace und hält außer den zwei Gemeindefarren noch zwei Privatfarren. Der Handel mit Vieh ist von keinem großen Belang, ebenso die Viehmastung. Butter und Schmalz wird viel gewonnen und auch zum Verkauf gebracht. Im Herbst wird das Vieh noch auf die Wiesen ausgetrieben.

Die Zucht des Geflügels, namentlich die der Gänse, ist beträchtlich und erlaubt einen namhaften Verkauf.

Von Spuren und Überresten aus der Vorzeit sind anzuführen: die 1/8 Stunde vom Ort vorbeiführende Römerstraße, welche einst die römischen Niederlassungen bei Faimingen und bei Bopfingen in Verbindung setzte; ferner der sog. Schelmengraben, eine viereckige, aus Graben und Wall bestehende Schanze auf dem 1/2 Stunde südöstlich gelegenen Buchberg; sie soll nach der Sage von den Römern herrühren. Etwa 1/8 Stunde südlich von dieser Stelle befindet sich im Wald ein altgermanischer Grabhügel und 1/8 Stunde nördlich von dem Schelmengraben findet man auf dem Ziegelberg Bruchstücke von Ziegeln und Backsteinen; auch wurde in der Nähe des Ziegelbergs eine Lanzenspitze und ein alter Sporn aufgefunden. Auf der 1/4 Stunde südwestlich vom Ort gelegenen Flur Reithof soll ein Hof gestanden sein. Am östlichen Ende des Dorfs stand ein Schloß, das den Herren von Sirgenstein gehörte; es war ein mit Graben, Wall und Mauer umgebenes Wasserschloß, das auf den Ecken Thürme hatte und 1804 auf den Abbruch verkauft wurde.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0277.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)