Seite:OberamtNeresheim0306.jpg

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Außerdem sind in Frickingen eine Bierbrauerei mit Wirthschaftsgerechtigkeit, in Katzenstein zwei, in Iggenhausen eine Schildwirthschaft; dann in Frickingen und in Katzenstein je zwei Kramläden; auch befindet sich daselbst eine Pottaschesiederei. Ein Frachtfuhrmann fährt wöchentlich zweimal von Frickingen nach Nördlingen.

Bei Iggenhausen bricht man Werksteine, die in der Nähe abgesetzt werden; auch Kies- und Sandgruben sind vorhanden.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den besseren, und zwar steht Frickingen voran. Die vermöglichsten Bürger besitzen 100–115, der Mittelmann 40–45, die ärmere Klasse 9–12 Morgen Grundeigenthum.

Die mittelgroße, etwas hügelige, von Mulden, Rinnen und Thälchen (worunter das Katzensteinbachthal das bedeutendste ist) durchzogene Gemeindemarkung hat einen nicht besonders fruchtbaren Boden, der größtentheils aus den Zersetzungen des weißen Juraschutts besteht und einen mit vielen Kalksteinen gemengten Lehm- und Thonboden bildet; an einzelnen Stellen kommt reiner Lehm, zuweilen auch Sand vor. Die klimatischen Verhältnisse gehören nicht zu den milden, namentlich in der Gegend um Frickingen, das wegen seiner hohen freien Lage den Winden sehr ausgesetzt ist, daher auch feinere Gewächse nicht gedeihen wollen. Hagelschlag kommt zuweilen vor.

Die Landwirthschaft wird sehr fleißig betrieben, indessen hängt man immer noch zähe am alten Herkommen, daher auch verbesserte Ackergeräthe, mit Ausnahme der eisernen Egge und einiger Walzen, noch nicht Eingang gefunden haben; auch die Düngerstätten und die Sammlung der Jauche lassen noch manches zu wünschen übrig. Man baut die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorzugsweise Dinkel. In der Brache kommen zum Anbau Kartoffeln und sehr viel Futterkräuter (dreiblättriger Klee und Wicken). Von den Getreidefrüchten können über den eigenen Bedarf jährlich etwa 500 Scheffel Dinkel, 400 Scheffel Gerste und 200 Scheffel Haber nach außen verkauft werden.

Der nicht ausgedehnte Wiesenbau liefert ein mittelmäßiges Futter, das alles im Ort verbraucht wird; es fehlt hauptsächlich an Futter und in Folge dessen an Düngung.

Von einigem Belang ist die Obstzucht, die in günstigen Jahren einen Verkauf von einigen 100 Simri nach außen gestattet; man pflanzt hauptsächlich rauhere, spätblühende Sorten, und namentlich viel Zwetschgen und kleine Pflaumen. Das Obst wird meist gedörrt, theilweise auch grün gekocht.

An Waldungen besitzt die Gemeinde nur 8–9 Morgen, die in einem Zeitraum von 20–25 Jahren der Gemeindekasse etwa 100 fl. eintragen.

Die vorhandenen Allmanden werden nebst der Brach- und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 306. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0306.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)