Seite:OberamtNeresheim0307.jpg

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Stoppelweide für Schafe benützt, deren 400 St. Bastarde auf der Markung laufen und im Ort Überwinterung finden. Das Schafweiderecht haben die berechtigten Bürger. Die Zucht der Pferde ist unbedeutend, dagegen die des Rindviehs von einigem Belang und in gutem Zustande; man züchtet verschiedene Racen (Tripesdorfer, Simmenthaler, Allgäuer etc.) und hat zur Verbesserung und Nachzucht zwei Simmenthaler Farren aufgestellt. Der Handel mit Vieh ist nicht von Bedeutung. Herbstaustrieb findet noch statt.

Von Geflügel werden hauptsächlich viele Gänse gezogen und mit denselben ein beträchtlicher Handel getrieben, der mancher Familie eine hübsche Einnahme sichert.

Als besondere Stiftung besteht in Katzenstein eine Stipendienstiftung von den Grafen von Baldern im Betrag von 1000 fl., deren Zinse als Lehrgelder für die bedürftigsten Lehrlinge des Orts verwendet werden.

Die meist noch gut erhaltene Römerstraße, welche aus der Gegend von Faimingen nach Bopfingen führte, zieht ganz nahe (östlich) am Ort vorüber; von ihr geht die Sage, der Teufel habe diese Straße gepflastert. Auf der 1/4 Stunde nordwestlich vom Ort gelegenen Flur „Distelweiler“ ist man schon auf Grundreste von Gebäuden gestoßen; hier ging die nach Trochtelfingen ziehende Römerstraße ab, was in Distelweiler einen ursprünglich römischen Wohnplatz mit ziemlicher Sicherheit vermuthen läßt.

Zu der Gemeinde gehören:

b. Iggenhausen, ein kleiner Weiler, der 1/4 Stunde südwestlich von Frickingen recht anmuthig im Egauthale liegt. Oberhalb des Orts steht hoch und freundlich an einem Bergabhang eine ansehnliche, im Rundbogenstiel gehaltene Kapelle, an deren Chor das Meßnerhaus angebaut ist; sie enthält 3 Altäre, der Hauptaltar ist dem h. Joseph, der eine Nebenaltar dem h. Notger und der andere dem h. Johann von Nepomuck gewidmet. Der zierliche, gegen oben in’s Achteck übergehende, mit einem Zwiebeldach bekrönte Thurm enthält 2 Glocken von 1735. Etwa 100 Schritte von der Kapelle steht ein steinerner Bildstock auf der Stelle, wo einst eine Gräfin von Oettingen den Fuß gebrochen; sie gelobte den Bau des jetzigen Kirchleins ungefähr um’s Jahr 1730. Das Kirchlein war an eine alte Klause angebaut, die im 18. Jahrhundert noch bestand, und wo der letzte Eremit aus dem Kloster Christgarten sein hohes Alter zubrachte und am 11. August 1762 starb. Am Fuß des Berges, auf dem die Kapelle steht, ist ein laufender Brunnen, der das ganze Jahr hindurch gutes Trinkwasser reichlich spendet.

Von den vorhandenen 2282/8 Morgen Gemeindewaldungen haben die 15 berechtigten Bürger die Nutzniesung (350 fl.). Auch besitzen dieselben als Gemeinderecht je 11/8 Morgen Äcker und Länder.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0307.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)