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Der Thurm galt viele Jahre lang für römisch. In der Schloßkapelle wird noch jährlich eine Messe gelesen. (S. auch die Abb.)

Eine römische Silbermünze von Constantin wurde vor mehreren Jahren hier gefunden.

Der geschichtliche Mittelpunkt dieses Bezirks ist die Burg Katzenstein mit ihren bedeutenden Bauresten aus dem 12. Jahrhundert. In die ersten Zeiten des Klosters Neresheim gehört ein Heinricus jun. de Kazenstein, welcher zu Iggenhausen ein Gut schenkte. Später finden wir von Rudegerus de Kazzenstein 1153 an ritterliche, ohne Zweifel gräfl. Dillingensche Dienstleute von Katzenstein, z. B. Albert 1204, Friedrich 1236, 57, Heinrich 1280 und Conrad von Katzenstein 1288 ff., welcher späterhin zu Dillingen selbst seinen Sitz hatte.

Eigenthümer der Burg und Herrschaft waren inzwischen die Herren von Hürnheim geworden (s. VII, 1), die um 1260 eine besondere Katzensteiner Linie bildeten, [1] welche bis zu ihrem Aussterben a. 1424 diesen Namen fortführte, obgleich schon Herdegen II. von Katzenstein 1354 die Burg samt allen Zubehörden verkauft hat an die Grafen von Oettingen. Um diese Zeit saß auf der Burg als Dienstmann ein Friedrich der Huge von Katzenstein 1349/51, ohne Zweifel ein Nachkomme „Herrn Hugs von Katzenstein“ 1297. Die Oettinger hatten schon vor 1364 Katzenstein wieder verpfändet an Graf Ulrich von Helfenstein und seinen Sohn. Etwas später finden wir die Burg in den Händen der weitverzweigten, an vielerlei Orten begüterten Herren von Westerstetten, welche nun auch, beginnend mit Berthold I. von Westerstetten zu Katzenstein 1382, 83, eine Katzensteiner Linie bildeten, von welcher sich die Linie zu Altenberg, Ballhausen und Staufen abgezweigt zu haben scheint, da sie am (Dunstelkinger) Lehen mitbetheiligt war. Die ungefähre Stammreihe dieser Herren ist: Berthold II., Ritter 1408–31 und sein Bruder Dölger; Bertholds Sohn Hans, der auch Dunstelkingen besaß 1453–69; Hans II. 1463–96; die Brüder Lorenz 1501–29, Berthold 1502–35 und Hans (Kaspar) 1505, 16. Lorenz und Berthold theilten 1520 und zwar bekam nun Berthold – Dunstelkingen, Lorenz Katzenstein. Ihm folgten Diepold 1535 und Wolf Dieterich 1544–69. Er hinterließ vier verheiratete Töchter, welche in das alodiale Vermögen sich theilten, während die Lehen übergiengen an Wolf Rudolf von Westerstetten zu Altenberg und Ballhausen, † 1597, der a. 1572 auch von Katzenstein sich nennt. Seine Söhne, die letzten der Familie, waren Rudolf von W. zu Ellwangen 1603, Wolf 1603–42 und wohl auch Johann Christof, Bischof zu Eichstädt, † 1636; vergleiche


  1. Vergl. XXIX. Jahresbericht des histor. Vereins für Schwaben und Neuburg S. 141 und 155.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0310.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)