Seite:OberamtNeresheim0321.jpg

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an’s Kloster Neresheim verkauft, ist aber – gleich dem benachbarten Brandelhausen eingegangen und erst um 1770 neu errichtet worden.

d) Kleinkuchen; eine kleine halbe Stunde südöstlich von Großkuchen liegt an einem ziemlich stark südlich geneigten Abhange der freundliche Ort, dessen meist ansehnliche, einstockige, theilweise noch mit Stroh gedeckte Bauernhäuser die Wohlhabenheit der Einwohner verrathen.

Das hübsche Schulhaus, mit vorliegendem Gärtchen, enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.

In der Mitte des Weilers steht innerhalb des ummauerten Begräbnißplatzes die Kapelle des hl. Ulrich, ein einfaches Gebäude im Rococostil, eingeweiht den 15. Oktober 1746, mit einem Dachreiter auf dem First, der 2 Glocken, von denen eine 1845 umgegossen wurde, enthält. Das Innere birgt einen großen Zopfaltar und ein schönes 4′ hohes Krucifix.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind noch etwas besser als in Großkuchen, während die natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse denen in Großkuchen gleichen (s. oben). Im Jahre 1826 den 12. Dezember war hier ein großer Brand, 1844 den 13. Juni schlug der Blitz ein, und fünf Wohnhäuser, drei Scheuern und das Kapellenthürmchen brannten ab.

e) Nietheim, liegt still und abgeschieden auf drei Seiten mit Wald umgeben 1/2 Stunde nordwestlich von Großkuchen; der Ort besteht aus dem 1784 erbauten fürstlich Thurn und Taxis’schen Jagdschloß (Wohnung des fürstl. Revierförsters) und vier Privathäusern. Zwei Cisternen und zwei Hülben liefern das nöthige Wasser. Zum Hof gehören 171 Morgen Güter, in die sich drei Eigenthümer theilen.

In der Nähe des Orts kommen mehrere Erdfälle vor.

In der päpstlichen Bestätigungsurkunde von 1152 schon sollte unter den Neresheimischen Besitzungen ohne Zweifel Nitheim stehen statt Hitheim. Einige Güter waren ellwangische Lehen, kamen aber auch 1300 an Neresheim.

Im 30jährigen Krieg gieng der Weiler ein. Abt Benedict 1755–87 erbaute hier ein Schlößchen, zur Villegiatur, nebst Meierei. Es diente später als Taxis’sches Jagdschlößchen und dann als Försterswohnung.

f) Rothensohl, liegt in einem kleinen Trockenthälchen 1/2 Stunde südwestlich von Großkuchen; zum Hof gehört ein 173 Morgen großes, arrondirtes Gut.

Rothensohl gehörte dem Kloster Neresheim, das 1301 von den bayrischen Herzogen und Pfalzgrafen Rudolf und Ludwig noch einige Güter in Rottensol geschenkt bekam. Der Ort gieng ein, 1484–87 wurde vom Kloster ein Hof neu angelegt, der im 30jährigen Krieg nochmals zerstört worden ist und im französischen Kriege viel gelitten hat.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0321.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)