Seite:OberamtNeresheim0323.jpg

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besitzt 100, der Mittelmann 36, die ärmere Klasse 3 Morgen Feld; ein Bauer besitzt auch Wald und zwar 63/4 Morgen auf Beurener Markung. Auf angrenzenden Markungen haben ferner hiesige Bürger verschiedene Morgen, und zwar Wiesen auf Lauchheimer, und Wiesen und Krautbeete auf Westerstettener Markung.

Die nicht große Markung ist, so weit sie für den Feldbau benützt wird, ziemlich eben und hat im allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der etwas tiefgründiger ist als man ihn sonst auf dem Herdtfelde trifft; er besteht aus den Zersetzungen des weißen Jura, die häufig mit Thon und Lehm gemengt sind und namentlich in den Mulden und Thaleinschnitten tiefgründiger sind als auf den höher gelegenen Geländen. Eine sehr ergiebige Lehmgrube ist vorhanden.

Das Klima ist wie überhaupt auf dem Herdtfeld und begünstigt daher nicht den Anbau feinerer Gewächse; die Gegend wird häufig von Frühlingsfrösten heimgesucht und ist heftigen Winden sehr ausgesetzt. Hagelschlag kommt selten vor, indem der Berg Boller eine Wetterscheide bildet, welche die Gewitter von der Gegend abweist.

Der landwirthschaftliche Betrieb ist gut und verbesserte Ackergeräthe (Schwerz’scher Pflug, Dreschmaschine, Walze) haben theilweise Eingang gefunden, auch sucht man dem Boden neben den gewöhnlichen Düngungsmitteln mit Gips, Asche und Knochenmehl nachzuhelfen; dagegen lassen die Düngerstätten noch vieles zu wünschen übrig. Man baut mit Vortheil die gewöhnlichen Cerealien und von diesen vorzugsweise Dinkel, Gerste und Haber, weniger reinen Roggen. Von den Brach- und Handelsgewächsen kommen zum Anbau Kartoffeln, Wicken, Erbsen, Angersen, dreiblätteriger Klee, Esparsette, Flachs etc. Von den Felderzeugnissen kommen jährlich etwa 300 Scheffel Dinkel, 200 Scheffel Haber und 300 Scheffel Gerste nach außen zum Verkauf.

Der Wiesenbau ist nicht ausgedehnt und liefert nur mittelmäßiges Futter, das durchaus im Ort verbraucht wird.

Die unbedeutende Obstzucht kommt in neuerer Zeit etwas mehr in Aufnahme; man pflanzt nur rauhere, spätere Kernobstsorten und wenig Steinobst. Das Obst wird meist grün verspeist.

Gemeindewaldungen sind keine vorhanden, dagegen gute Weiden, die mit der Brach- und Stoppelweide an einen fremden Schäfer, der 300 Stück Bastardschafe auf der Markung laufen läßt, um jährlich 5–600 fl. verpachtet werden, überdieß trägt die Pferchnutzung 250 bis 300 fl. der Gemeindekasse ein.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde ganz gering, und die des Rindviehs ziemlich gut; man hält verschiedene Racen und hat zur Nachzucht 2 Farren aufgestellt; im Spätjahr wird das Jung- und Melkvieh noch ausgetrieben. Handel mit Vieh findet nicht statt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 323. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0323.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)