Seite:OberamtNeresheim0342.jpg

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in erhabenen gothischen Minuskeln: Anno 1392 anna de haidek . . . Anno 1403 dna kungundis de haidek abatissa in kirchm. due sorores. Das Grabmal stammt aus der angegebenen Zeit und ist von bedeutendem Kunstwerth; es zeigt zu Häupten der Schwestern zwei Wappen und diese beweisen, daß die um dieselbe Zeit (1398) entstandenen Fresken, welche noch jetzt die Kapelle schmücken, unter diesen beiden Schwestern gefertigt, wahrscheinlich von ihnen gestiftet wurden, denn beide Wappen, darunter eines das Haideckische, sind über der Thüre groß aufgemalt.

Beginnen wir an der Nordwand, so erkennt man noch: Christus in Gethsemane, eine Figur mit Kreuzstab, Gabriel mit dem Spruchbande, die Verkündigung Mariä, Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, eine unkenntliche Figur mit Kreuzstab, und gegen die Nordostecke der Tod der hl. Ursula mit ihren Jungfrauen, an der Ostseite Ecce homo S. „Salome“, der Besuch der Maria bei Elisabeth, dann über dem spitzbogigen Eingang Arabesken und die schon genannten Wappen, weiterhin sieht man Petrus mit Kreuzstab und Christus in halber Figur auf einem Altar, ein Papst links, ein Engel rechts von diesem; links auch die Sonne, rechts der Mond. Dann tieft sich eine breite, im Flachbogen gehaltene Fensternische ein, die von vier schmalen Spitzbogenfenstern durchbrochen wird. Oben in der Leibung steht: anno domini 1398 dedicatum est altare hoc in honorem omnium sanctorum. Links unten in der mit Arabesken verzierten Leibung steht die hl. Ottilia, oben in der Mitte des Flachbogens halten zwei Engel das Schweißtuch der hl. Veronika. Vor dem Fenster steht der in der Inschrift genannte Altar. Weiterhin, also rechts, sieht man St. Paulus und daneben St. Johannes mit der Schlange. Nun kommt eine hälftig zugemauerte Fensterblende mit Arabesken und wieder der Jahreszahl 1398, dann Johannes der Täufer mit dem Kreuzstab und ganz gegen die Ecke Christus am Kreuz mit der Krone auf dem Haupt. Die Südwand zeigt wieder Apostel mit Kreuzstäben und den h. Christophorus; ferner zwei breite flachgewölbte Fensternischen, eine von Kleeblattfensterchen durchbrochen und an der mit Fresken verzierten Leibung links Maria als Himmelskönigin. Auf der Brüstung liegt der sehr alterthümliche in Holz geschnitzte Leichnam Christi; durch die andere an der Leibung auch mit Fresken verzierte Öffnung gelangt man in die um 10 Stufen tiefer liegende sehr geräumige Stiftskapelle; ehe wir aber hinabsteigen, ist noch der an der Nordostecke stehende spätgothische Altarschrank zu erwähnen.

In dem Schranke stehen noch die Holzbilder der drei Könige, und hinter einem derselben liest man mit dem Pinsel hingeschrieben: bastian Tayg maller zu nerdling 1514.

Bastian Taig, ein Schüler von Hans Schäuffelin, ein talentvoller,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0342.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)