Seite:OberamtNeresheim0347.jpg

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Etwa 1/2 Stunde westlich von Kirchheim befinden sich Reste von Verschanzungen, bei denen man schon Grundmauern aufgefunden hat; ohne Zweifel stand hier eine Burg, vielleicht auch eine römische Befestigung. Nördlich am Ort kommt die Benennung Götzlen vor, was auf ein hier gestandenes heidnisches Bildwerk deutet.

Das Dorf K. bestand einst aus den 2 Dörfern Ober- und Unter-Kirchheim. Hinter dem obern Dorf lag eine Burg, wo Cunradus de Chirchain 1275 ff., Herr Albert v. K. 1281 ff. und Ritter Eberhard v. K. 1290–1324 saßen, öttingen’sche Dienstmannen, wie denn auch zu Kirchheim eine Malstätte des öttingen’schen Landgerichts gewesen ist. Grundbesitz im Ort hatten auch z. B. Marquard der Kämmerer von Bopfingen, der 1262 den Klöstern Zimmern und Kaisersheim einen Hof schenkte zu Nieder-K.; dem Kl. Kaisersheim schenkte auch Heinrich, Bischof von Chalcedon, 1306 eine Hube zu K. u. a. O., und dieses Kloster blieb im Besitz eines Hofs bis zuletzt, während den weitaus größern Theil von Ober- und Unter-Kirchheim das Kloster Kirchheim erwarb, durch Stiftungen und Kauf – von den Herren von Kirchheim, von den Oettinger Grafen, 1304 von Raban von Holheim, von nördlinger Bürgern, 1309 vom Johanniterhause Erningen. Andere Güter erwarb (schon vor 1339) und behielt das Spital Nördlingen, welchem auch Kl. Neresheim 1576 einiges abtrat.

Die hohe Gerichtsbarkeit übte Oettingen; das Kloster versuchte etlichemal vergeblich, sich davon frei zu machen. Nach der Reformation reformirte Graf Ludwig als Erbschutzherr und übte die hohe Obrigkeit auch hier und hätte gern des Klosters Besitzungen durch Vertrag mit der Äbtissin, 1545, gegen eine bestimmte Pension an sich gebracht; auch das vergeblich, vgl. die Geschichte des Klosters. Erst durch die Sekularisation von 1803 wurde der Klosterantheil des Dorfs öttingisch, kam aber bald unter bayerische, 1810 württembergische Hoheit. Die Gemeindeverwaltung besorgten früher ein Gericht von 12 Mann, 4 Dorfsvierer, 7 Untergänger und 2 Heiligenpfleger. Ausgezeichnete Männer, zu Kirchheim geboren, waren Ulrich Mayr, Dr. jur. utr. & theol., Herzogl. württemb. (kathol.) Hofprediger und G. Theodor Ziegler, Bischof zu Linz.

Das Kloster Kirchheim wurde der Überlieferung nach 1267 gestiftet, der Stiftungsbrief jedoch ist von 1270 die Jeronimi. Graf Ludwig von Oettingen mit Gemahlin (Adelheid von Hirschberg) und 2 Söhnen begabt das „im Ort Kyrchhaim“ gegründete cystercienser Frauenkloster mit dem Patronat in Bühl und mit Höfen und Gütern zu Bühl, O.- und N.-Roden, Ziswingen, Holzkirchen, Mörsbronn, Maihingen, Wülflingen, Dirgenheim, Bütenbronn, Dambach und Thannhausen, auch mit Wäldern und Hölzern u. s. w. Durch weise,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0347.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)