Seite:OberamtNeresheim0352.jpg

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für die linksrheinische Besitzung Dachstuhl und Oettingen hob nun das Kloster auf. Die Klosterfrauen (1796 40 Frauen und 18 dienende Schwestern, jetzt noch) 9 Frauen und 17 Schwestern erhielten eine Pension (die Äbtissin 2000 fl.), durften aber im Kloster bleiben, wo die letzten erst in den 50ger Jahren gestorben sind.

Das Vermögen des Klosters wurde 1803 so angeschlagen: 124 Gültbauern in 19 Ortschaften, viele Zehenten, 974 fl. 12 kr., jährlich Grund- und Herbstzinse, Pachteinnahmen von Wiesen 2629 fl. 11 kr., Handlöhne nach 10jährigem Durchschnitt 883 fl. 24 kr., Küchengefälle 212 fl. 15 kr., Schäferei 600 fl., 1207 alte Morgen Wald 55.000 fl., Aktivkapitalien 41.609 fl. 30 kr., 106 Spannfröhner, 504 Handfröhner; der Klosterhof zu Kirchheim, angeschlagen auf 100.475 fl., der Ziegelstadel 322 fl. Ertrag, das Bräuhaus 1500 fl., die Wiesmühle 400 fl. Von dem allem giengen ab 88.650 fl. Schulden.

Von den Klostergebäuden sind seitdem der Kreuzgang, die Vogtei, der Krankenbau und die Fronleichnamskapelle abgerissen worden, in die Wohnung der Äbtissin kam das fürstliche Rentamt (1813 von Baldern hieher verlegt) und die Wohnung des Klostergeistlichen (Herrenhaus) wurde katholisches Pfarrhaus für die ganze Gemeinde.

Das Doppeldorf hatte auch zwei Kirchen und zwei Pfarreien und wahrscheinlich sehr frühe schon, so daß der Ort davon den Namen bekam. Die Pfarrkirche in Oberkirchheim, die jetzige evangelische Pfarrkirche, war St. Jakob geweiht, die Pfarrkirche in Unterkirchheim dem St. Martin. Das Patronatrecht beider besaßen die Grafen von Oettingen, schenkten es aber 1275 dem Kloster, 1303 fügte Graf Ludwig dieser Schenkung den Zehenten bei St. Martin hinzu, bischöfl. augsb. Lehen. Ansprüche des Domkapitels wurden mit dem Patronatrecht zu Bühl abgefunden und der Bischof vereinigte nun 1307 die beiden Pfarreien in eine, welche dem Kloster incorporirt wurde. St. Jakob blieb Pfarrkirche und es bestand da (vor 1366 schon) eine ewige Vicarie. In die Kapelle der Sacristei hat ebenda Conrad der Schreiber von Oettingen, Kirchherr zu Ebermergen, ein ewiges Licht gestiftet. Die Kirche zu St. Martin sank zur Kapelle herab und scheint der Gottesdienst allmählig ganz aufgehört zu haben, bis 1408 die Grafen Ludwig und Friedrich von Oettingen wieder eine Messe – mit einem Weltpriester – in die St. Martinskapelle stifteten, mit Gütern zu Elchingen, Auernheim, Hohlenstein. Bei so vielen Meßpriestern im Dorf und für’s Kloster, welche alle im Dorf wohnten, dürfen wir uns nicht wundern, wenn 1465 eine „Pfaffengasse“ genannt wird, in welcher Graf Friedrich nochmals ein Frühmeßnershaus kaufte.

Graf Ludwig XV. suchte überall in seinem Landestheil die Reformation einzuführen, selbst im Kloster Kirchheim, und obwohl im schmalkaldischen Kriege geächtet, nahm er doch nach seiner Restitution

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0352.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)