Seite:OberamtNeresheim0368.jpg

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mildverklärtem Licht überflossenes Gedränge. Zur Seite dagegen der Engelsturz, fürchterlich brechen die Ungeheuer unter S. Michaels Schwert und Fuß zusammen und fallen dem Abgrunde zu; – und da wo die Kuppel von den vier Hauptpfeilern getragen wird, erheben sich die vier großen Gestalten der vier Evangelisten. Die linke Seitenkuppel zeigt die Taufe Christi im Jordan, die rechte die Darstellung Christi im Tempel, dieses eines der schönsten Gemälde mit edler und lichtvoller Architektur; die etwas entfernter stehende Gruppe der ihre Kinder an der Hand führenden Mütter ist von einem Schüler Knollers, Joseph Schöpf gemalt, und erhielt den vollen Beifall des Meisters.

In der vierten Kuppel sieht man die Auferstehung des Herrn, vielleicht die schönste aller dieser Fresken und der Maler selbst hielt sie für würdig, daß sein Name darin stehe: Martin Knoller fecit 1771.

Die letzte Kuppel enthält das heilige Abendmahl und ist wieder sehr schön und geschickt mit der Architektur der Kirche verbunden. Die Originalölskizzen zu diesen Gemälden befinden sich im Schlosse.

Die Fresken haben sich sehr gut erhalten und wurden im Jahr 1827–28 durch den Maler Bülau aus Nürnberg wieder ausgebessert; damals ließ man auch die Kuppeln von dem Dachstuhle, von dem sie früher mittelst eiserner Schrauben getragen wurden, unter der Aufsicht und Leitung des fürstl. Bau- und Domänenraths Keim von Regensburg ablösen und sie durch verzahnte Häng- und Schraubenwerke auf den Stockmauern der Kirche befestigen.

Die Grabplatten unter der gewölbten Orgelempore, deren Arkaden von einem schönen hohen schmiedeisernen Gitter geschlossen werden, stammen meist aus dem 16. und 17. Jahrhundert und gehören meist frühern Äbten des Klosters an, wie Eberhard von Emershofen († Okt. 1494), Johann II. († 1529), Georg II. († 1587), Melchior Hänlin († 12. Juli 1616), auch ruhen hier die Gebeine des Stifters und seiner Gemahlin. – Sehr beachtenswerth sind ferner die Grabmäler, die im Durchgang von der Kirche zum früheren Kreuzgange in sehr schlechter Beleuchtung stehen: es ist das des Stifters mit der Umschrift: Anno Domini millesimo centesimo vigesimo primo obiit Hartmannus fundator noster comes de Dilingen et uxor eius de Kyburg adelhaid. Das aus dem 15. Jahrhundert stammende, kräftig ausgeführte und bemalte Steinbild ist in Harnisch und Helm, und hält das Kirchenmodel an die Brust. Schöner noch sind zwei andere eben hier befindliche Denkmäler in reicher Tracht und aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts. Die Inschriften fehlen.

Im anstoßenden Kreuzgang befinden sich zwei Grabmäler im Renaissancestil: eines mit einem Krucifix und den beiden knieenden Gestorbenen: Christoff Leonhard von und zum Diemantstain und Behingen † 1577. 28. Febr. und seiner Frau Margareth, gebornen von Wöllwart. Ligen Baide vor dem Chor begraben.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 368. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0368.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)