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Das andere Denkmal enthält die Krönung Mariä und die Inschrift: Anno 1580 den 27. tag aprillis her Ludwig Freiher zu Grafeneck her zu Eglingen und Osterhoffen.

In der südlich an den Chor gebauten Sakristei befinden sich folgende bemerkenswerthe Kunstwerke:

Zwei schöne Krucifixe, eines davon (11/2′ hoch) aus Elfenbein.

Ein schöner Renaissancekelch mit der Umschrift: Anno 1563 25. Dag Hornung Starb der edel und vest Veit von Scheppach zu Amerdingen und Zuoten. der sel Got wol gnedig sein; und ein genaues Gegenstück von demselben, gestiftet im J. 1569.

Zwei schöne große Rococokelche, einer mit der Inschrift: R. P. Edmundus Heyser celebravit die 8 Aprilis. Anno 1714.

Die sehr reiche, 31/2′ hohe, mit Heiligen-Brustbildern geschmückte Monstranz mit der Jahreszahl 1685. Alle diese Geräthe sind von Silber und vergoldet.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf dem Fürsten von Thurn und Taxis.

In der Nähe des Klosters, am Wege nach Ohmenheim liegt an traulicher von Wald und Feld umkränzter Stelle die hübsche neugothische mit schönem Marienbild geschmückte Wallfahrtskapelle zu Mariäbuch, im Schatten dreier prächtiger Waldbäume, einer Linde und zweier Buchen.

Bis zum Jahre 1796 stand hier die schöne von Abt Mainrad 1660 erbaute stark besuchte Wallfahrtskirche zu Mariäbuch; in der Nacht vom 11. auf den 12. August 1796, nachdem die kaiserlich österreichische Armee sich über Neresheim zurückgezogen hatte und die Franzosen eingerückt waren, brannte sie mit ihren zwei Thürmen und dem Meßnerhause vollständig ab.

Das an der Südseite der Kirche gelegene, wohl erhaltene Schloß, ein großartiges, einen weiten rechteckigen Hofraum umschließendes Gebäude wurde in den Jahren 1699–1714 in einfachem Renaissancestil erbaut; seine beiden Hauptfacaden, von denen die eine gegen Westen (Klosterhof), die andere gegen Süden gerichtet ist, erheben sich über hohem Unterbau in drei imposanten Geschossen, welche von Pilasterordnungen, toskanischen, jonischen und korinthischen, belebt und von großen antik umrahmten Fenstern durchbrochen werden. Von dem Klosterhof aus führt eine steinerne Doppeltreppe zu dem reichgeschmückten Haupteingang; das Innere des Schlosses enthält im unteren Stockwerk die ehemaligen Kreuzgänge, noch meist gemalte, rundbogige, kreuzgewölbte Pfeilerhallen und in den übrigen Stockwerken, durch das sehr geräumige steinerne Treppenhaus zugänglich, verschiedene Räumlichkeiten, die zum Theil aus den ehemaligen Zellen der Klosterbrüder hergerichtet wurden; die sehenswürdigsten Gelasse sind der große, mit einer herrlichen Stuckdecke versehene Bibliotheksaal, der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 369. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0369.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)