Seite:OberamtNeresheim0372.jpg

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Br. Wernher leitete die Bauarbeiter, Br. Chebino sollte die klösterliche Disciplin einrichten.

Kl. Petershausen selbst war nach der vom Abte Wilhelm zu Hirsau reformirten Ordnung organisirt und dadurch erklärt sich, warum bald ein Br. Sigiboto aus Hirsau selbst berufen wurde, dann wieder ein Br. Wernher aus Petershausen. Diesen bewog Bischof Ulrich von Constanz zur Abdankung, gegen den Willen des Abts, welcher sich darum weigerte, einen andern Bruder als Prior nach Neresheim abzugeben. Der Bischof wendete sich deßwegen an das Kloster Zwiefalten und löste die Bande der Abhängigkeit von Petershausen; vielmehr wurden die drei ersten wirklichen Äbte aus Zwiefalten berufen und zwar (zugleich mit einigen Vätern und Brüdern) Heinrich I. – † 1121; Pilgrin, der in Correspondenz stand mit der h. Hildegard und mit der Widerspenstigkeit seiner Mönche zu kämpfen hatte – † 1140; Ortlieb, der Geschichtsschreiber des Klosters Zwiefalten, der auch zu Neresheim für Bücherabschreiben sorgte.

Die gesamte Geschichte des Klosters zerfällt deutlich in 3 Perioden: I. unter gräfl. Dillingenscher, II. unter gräfl. Oettingenscher Schirmvogtei, III. als Reichsabtei.

I. Nach einem damals beliebten Brauch wurde, wie es auch in Zwiefalten war, mit dem Mönchskloster ein nebenangelegenes Nonnenkloster verbunden, deren Bewohner sich gegenseitig durch ihre Arbeit unterstützten. Eine Anzahl von gräfl. Dillingenschen Töchtern und Wittwen trat in dieses Kloster ein, dessen besondere Kirche den hh. Andreas und Blasius scheint geweiht gewesen zu sein. Erste Äbtissin war Gräfin Mathilde, die Tochter Hartmanns I., eine Gepa heißt magistra.

Solche Doppelklöster waren jedoch einerseits allerlei Versuchungen, andererseits vielen Nachreden ausgesetzt, weßwegen überall die Nonnenconvente aufgehoben oder anderswohin verlegt wurden. Wann und wie das zu Neresheim geschah, ist nicht bekannt. Jedenfalls waren die Schwestern noch 1152 da und zur Zeit des Abts Heinrich II.

Der Umbau des Chorherrnstifts war 1119 soweit vollendet, daß die neue Klosterkirche zu Ehren des h. Kreuzes, der h. Jungfrau Maria und aller Heiligen, besonders der hh. Ulrich und Afra eingeweiht werden konnte, durch einen päpstlichen Legaten.

Schon 1126 brannte Herzog Welf das Kloster ab, die Mönche stellten aber nicht blos ihr Kloster schnell wieder her, sondern schon 1136 wurde auch eine Basilika der hh. Michael und Nicolaus eingeweiht, 1150 die – am Fuß des Bergs in der Nähe des Weilers Neresheim erbaute – St. Marienkapelle; 1180–90 angeblich eine Kapelle zur h. Jungfrau und h. Joh. Evang.

Die St. Andreaskirche brannte 1180 ab, wurde aber 1187

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0372.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)