Seite:OberamtNeresheim0378.jpg

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vorangegangenen Kämpfe war fast das ganze Kloster 1389 im Feuer aufgegangen.

Ulrich III. (v. Roden) 1405 – res. und † 1423, ordnet die Verhältnisse wieder und macht Erwerbungen. Heinrich IV. (v. Diemantstein) – † 1446, dessen Gelehrsamkeit auch gerühmt wird, vertrug sich mit den Grafen v. Helfenstein über gewisse Rechte zu Aufhausen a. d. Brenz und mit Kl. Ellwangen über gewisse Güter auf dem Herdtfeld und erwarb den Hochstatter Hof samt 3 Wäldern u. a. m. – Rudolf (Jäger) – † 1465 erlebte die Bedrängnisse des Städtekriegs; Georg (v. Nenningen) – † 1476, erwarb Ablässe für seine Klosterkirche. Eberhard (v. Emershofen) – † 1494, wird gerühmt wegen kluger Gewandtheit in den Geschäften, Gelehrsamkeit, Frömmigkeit und Mildthätigkeit. Mit den Grafen v. Oettingen lebte er in gutem Frieden und rettete während des Kriegs mit Herzog Georg v. Bayern eine ihm anvertraute Truhe voll Urkunden und Kleinodien, als dem Kloster selbst Gefahr drohte, mit eigener Gefahr (im Panzer unter der Kutte) nach Nördlingen. Er verschönerte besonders auch seine Kirche und trat mit seinem Kloster der Bursfelder Reformation bei, so daß 1481 (1486, 88 und 93) eine Visitation vorgenommen und eine strengere Disciplin wiederum eingeführt wurde. Abt Johann I. (v. Waiblingen) – † 1507 war ein eifriger Beförderer der neuen Disciplin und führte nach einer 1497 gehaltenen Visitation, wobei der Abt sein Jagdrecht an Oettingen abtrat, wieder eine war 1502, noch strengere Regeln ein, zu deren Durchführung 2 fromme und gelehrte Mönche aus Kloster Elchingen berufen wurden, darunter Johann Vinsternau. Einen Zehntstreit mit dem Deutschorden schlichtete der Bischof. Simon (v. Bernstatt), der letzte Abt aus adlichem Geschlechte, lebte und regierte nur – † 1510. Die neue strenge Klosterregel scheint dem früher sehr häufigen Eintritt von Söhnen des schwäbischen Adels ein Ende gemacht zu haben.

Die Reihe der bürgerlichen Äbte eröffnet der vorhin genannte vorher Prior gewesene Johannes II. (Vinsternau aus Höchstädt) 1510 – † 1529. Dieser durch Gelehrsamkeit und Frömmigkeit ausgezeichnete Mann spielte unter den Äbten der Bursfelder Congregation eine bedeutende Rolle und wurde vielfach als Visitator verwendet, 1515 Visitator generalis 1518 Präses der Provinz Mainz. Doch widersetzte er sich dem Übereifer der Bursfelder, welche jeden Fleischgenuß verdammten und vertheidigte solchen in einer eigenen Druckschrift, erwirkte auch dafür eine eigene päpstliche Dispensation. Sein Kloster befreite er durch sparsame Verwaltung von Schulden, machte neue Erwerbungen und erlangte in Rom für die Neresheimer Äbte das Recht eine Mitra zu tragen. Während des Bauernkriegs hatte sich Abt Johann nach Wallerstein geflüchtet, wo er 4 Monate blieb, bis seine Bauerschaft wieder zur Ruhe gebracht war. Er und

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0378.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)