Seite:OberamtNeresheim0394.jpg

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dem kaiserlichen Lager hier ein, wurden von den Bauern zurückgetrieben, kamen aber verstärkt wieder und verwüsteten nun Alles, tödeten auch was ihnen in die Hände fiel, namentlich in der Kirche und auf dem Kirchhof wohin sich die Leute geflüchtet hatten; den 12. Nov. 1546.

Zu der Gemeinde gehört:

b. Dehlingen, liegt eine Stunde nördlich von Ohmenheim, ziemlich geschützt in einer Terraineinsenkung, welche den Anfang eines unbedeutenden Trockenthälchens bildet. Der freundliche, an der Neresheim–Bopfinger Landstraße gelegene, weitläufig angelegte Ort verräth mit seinen zwar nur einstockigen, theilweise noch mit Stroh gedeckten, jedoch ansehnlichen weißgetünchten Häusern die Wohlhabenheit der Einwohner, von denen der vermöglichste Bürger 300 Morgen, worunter 180 Morgen Wald, der sogen. Mittelmann 70 Morgen und die minder bemittelte Klasse 20 Morgen Grundeigenthum besitzt. Die Güterbesitze sind theilweise zu beträchtlich, weßhalb sie nicht gehörig gebaut, namentlich gedüngt werden können. Die übrigen natürlichen und landwirthschaftlichen Verhältnisse sind wie in dem Mutterort (s. oben).

Auf der Anhöhe am südlichen Ende des Dorfs steht innerhalb des ummauerten Begräbnißplatzes die kleine, dem h. Ulrich geweihte, 1612 erbaute Kirche mit einem Thürmchen (Dachreiter), das zwei kleine Glocken enthält; sie ist in einfachem Zopfstil erbaut, hat einen viereckigen Chor, im Inneren 3 Altäre und eine kleine Orgel; auf dem Hauptaltar steht der h. Ulrich. Am Ulrichsfeste (4. Juli) ist der Besuch so stark, daß der Gottesdienst unter der großen, vor der Kirche stehenden Linde gehalten wird.

Mit gutem Trinkwasser ist der Ort hinreichend versehen, namentlich liefert der in der Mitte des Orts gelegene Ulrichsbrunnen, über dem eine kleine Kapelle mit der steinernen Statue des h. Ulrich steht, sehr gutes klares Wasser. Die Volkssage erzählt, der h. Ulrich habe diesen Brunnen, der früher unbrauchbares Wasser geliefert, gesegnet und einige Stücke Eichenholz in Kreuzform hineingeworfen, seit der Zeit sei das Wasser gut und gesund; auch will das Volk wissen, daß das Wasser des Brunnens trübe werde, sobald man die Holzstücke herausnehme. Am Ulrichstage kommen viele Leute aus der Umgegend herbei, um aus dem Brunnen Wasser zu trinken. Ein unbedeutendes, häufig versiegendes Bächlein, das bald wieder unter dem Boden verfällt, fließt durch den Ort.

Dehlingen wird schon 1144 genannt (Dalingen) im Kirchspiel Ohmenheim. Um diese Zeit verschenkten die Herrn von „Stein bei Bopfingen“ (s. Aufhausen) ein predium in Dehlingen (und Ludilshausen?) ans Kloster Neresheim; auch später noch gehörte der Ort zum Theil nach Schenkenstein. Wilhelm Schenk von

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 394. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0394.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)