Seite:OberamtNeresheim0396.jpg

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seine Rechte an die Pfarrei an das Kloster. Jetzt theilen sich Oettingen und Taxis in das Patronat. Die jetzige Kirche zur h. Elisabeth wurde 1527 gebaut. Filial ist heute noch Dehlingen, mit der Kapelle zu St. Ulrich und Afra bei dem Ulrichsbronnen (s. oben). Die gepriesene Heilung eines kranken Fußes veranlaßte 1616 eine Wallfahrt dahin und zahlreiche Wunderkuren sollen geschehen sein. Abt Melchior von Neresheim baute deßwegen die Kapelle. Eine zweite Kapelle heißt „bei der Buche“, in fago ad beatam virginem Mariam.


Pflaumloch,
mit Eisenbahnstation.
Gemeinde III. Kl. mit 481 Einwohnern, wor. 171 Ev., Fil. von Goldburghausen, und 125 Israeliten mit Synagoge. – Paritätisches Pfarrdorf. 33/4 Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Im Osten des Bezirks, unfern der Landesgrenze, in der fruchtbaren Riesebene liegt der ansehnliche, städtisch aussehende Ort, durch dessen südlichen Theil die Landstraße von Bopfingen nach Nördlingen, im weiteren Sinn von Stuttgart nach Nürnberg läuft; die Eisenbahn, welche die gleiche Verbindung herstellt, zieht nur einige 100 Schritte südlich vom Ort vorüber. Überdieß ist eine Vicinalstraße nach Kirchheim angelegt, von der eine weitere nach Goldburghausen ablenkt. An den ziemlich regelmäßig angelegten Straßen stehen nicht sehr gedrängt, durch Hofräume und freundliche Gärten unterbrochen, die zum Theil ansehnlichen, im städtischen Stil erbauten Wohnungen der Israeliten; auch die Häuser der übrigen Einwohner sind meist freundlich und durchaus weiß getüncht. Im Jahre 1802 den 21. August brannten samt der Synagoge 57 Häuser ab. Vom Ort aus, noch mehr aber von dem nur 1/4 Stunde nordwestlich gelegenen Goldberg, genießt man eine sehr ansprechende, weitreichende Aussicht beinahe über das ganze Ries bis zu den Anhöhen bei Haarburg; besonders schön nehmen sich das nur eine Stunde entfernte Nördlingen mit seinem imposanten Kirchthurm und Wallerstein mit dem frei aus der fruchtbaren Riesebene sich erhebenden Felsen (Wallerstein) aus.

Der Ort hat drei Gotteshäuser, die sämtlich von der Gemeinde zu unterhalten sind.

1) Die katholische St. Leonhardskirche, am Ostende des Dorfes im hübschen Friedhof stehend, ein ursprünglich romanisches Bauwerk, wie noch aus Theilen ihres Quaderwerks ersichtlich ist. An ein breites Schiff mit flachbogigen Fenstern schließt sich gegen Osten ein schmälerer quadratischer Bau mit spitzbogigem Tonnengewölbe und einigen frühgothischen Spitzbogenfenstern, und hieran stößt der mit Buckelsteinecken aufgeführte Thurm, dessen unteres auch tonnengewölbtes

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 396. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0396.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)