Seite:OberamtNeresheim0404.jpg

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Als Nicolaus Arnold und Alexander
Zwei Brüder aus Lothringen miteinander
Wollten gehn von hier.

Die zweite, eine dieser Schwestern, trägt auch die Jahreszahl 1724, die dritte wurde 1868 umgegossen. Am Glockenstuhle steht: Johannes weber zimmermeister in baldern. Ao. 1716. – Eine Erneuerung der Kirche im ursprünglichen Stil wäre von hohem Werth. Die Unterhaltung derselben ruht auf der Gemeinde.

Beim Eingang in den Friedhof liegt eine Auftrittplatte, auf der das stark abgetretene Flachbild eines Löwen (aus römischer oder aus romanischer Zeit) zu sehen ist.

Westlich vom Dorf, auf der Anhöhe, steht bei zwei Linden die St. Wendelinskapelle, zu der noch immer weither gewallfahrtet wird. In ihrem Altärchen wurde im vorigen Jahrhundert ein Dokument gefunden, worin stand, daß die Kapelle früher ein heidnischer Tempel gewesen sei. Auch geht die Sage, das alte aus Holz geschnitzte Heiligenbild auf dem Altar sei ein Götzenpriester. Man hat von hier aus eine herrliche Aussicht an die so malerischen freistehenden Berge der Umgegend, Baldern, Ipf, Flochberg, Sandberg u. s. w.

Eine andere Kapelle, zu St. Gangolf, wurde im Jahr 1728 in dem Thal zwischen den Kahlhöfen und Finkenweiler erbaut.

An die westliche Seite des Begräbnißplatzes lehnt sich der Pfarrhof mit seinem stattlichen Pfarrhaus nebst Garten; es wurde an der Stelle des früheren 1533 erbauten Pfarrhauses im Jahr 1866 von der Gemeinde, welche von dem Ablösungskapital hiezu verwendete, ganz neu aufgeführt; die Unterhaltung hat jetzt die Gemeinde. Unfern des Pfarrhauses steht das zweistockige, 1837 mit einem Gemeindeaufwand von 3500 fl. gut erbaute Schulhaus, das außer einem Lehrzimmer und der Wohnung des Schulmeisters auch die Gelasse für den Gemeinderath enthält.

Gutes Trinkwasser liefern außer dem St. Gangolfbrunnen fünf öffentliche laufende Brunnen und mehrere Privatbrunnen, unter denen zwei laufende sind. Nie versiegende frische Quellen entspringen in den südwestlich vom Ort gelegenen Rennwiesen, von denen das Wasser seit dem Jahr 1791 in den Ort geleitet wird; überdieß befinden sich mehrere Quellen auf der Markung und in der Nähe des Orts entspringt der Schenkenbach, der sich bei Aufhausen mit der Eger vereinigt. Über die Markung zieht auch die europäische Wasserscheide zwischen dem Donau- und Rheingebiet; sie ist auf dem 1/2 Stunde südlich vom Ort gelegenen Bildwasen, unter dem der Eisenbahn-Tunnel durchführt, so schmal, daß man mit einem Fuß in das Donau-, mit dem andern in das Rheingebiet treten kann.

Die ziemlich große Markung hat eine theils bergige, theils flachwellige Lage und im allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der im

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0404.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)