Seite:OberamtNeresheim0427.jpg

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Pfarrer Götz von sich aus angefangen hatte, 1554 aber vom Grafen Friedrich verjagt worden war. In Folge des Restitutionsedikts kam 1630 eine bischöfliche Kommission, begleitet vom (kath.) Grafen von Oettingen-Wallerstein, und gefördert vom Herrn von Diemantstein nach Tr. und setzte wieder einen Meßpriester ein. Die kirchheim’schen und wallerstein’schen Unterthanen mußten bei Strafe die Messe besuchen (seinen Unterthanen, soweit sie zögerten, ließ der Graf im April 1631 ihre Fahrniß auf die Straße werfen), für die andern ließ Herr Wolfgang Sigmund v. Gröll in seiner Behausung den evangelischen Gottesdienst fortsetzen, doch wurde der evangelische Geistliche bald verjagt, 1632 dagegen der Meßpriester und später blieb der Ort, nach dem Stand von 1624, evangelisch, nur suchte Oettingen-Wallerstein Hindernisse zu machen und die katholisch Gesinnten hielten sich zur Pfarrei Utzmemmingen. Die ev. Pfarrei war dem Konsistorium in Oettingen untergeordnet bis 1810; hie und da war Tr. Sitz eines öttingen’schen Dekanats; unter den Superintendenten daselbst hat sich am bekanntesten gemacht durch zahlreiche Schriften: Georg Heinrich Lang – 1779.

Zur Wiederherstellung der im Bau abgekommenen und presthaft gewordenen Pfarrkirche wurde 1464 ein Sammelbrief ausgestellt; die jetzige Kirche ist 1732–33 neu erbaut worden, der Thurm 1690. Eine kleinere Kapelle zu St. Bartholomäus wird z. B. 1485 genannt. Sie soll gestiftet worden sein zur Sühnung eines Brudermords in der Emershofer Familie, nach einer andern Überlieferung aber hat Wiltrud von Schopfloch, Gerungs von Emershofen Wittwe, eine Kapelle unweit ihres Schlößchens 1333 gebaut und ein Haus für einen Priester dabei gestiftet, mit der Bestimmung, Bekümmerte zu trösten und Pilger zu bewirthen. Diese Kapelle wurde schon vor der Reformation zu weltlichen Zwecken verwendet und im 30jährigen Kriege zerstört.


Trugenhofen.
Gemeinde III. Kl. mit 239 Einw. a. Trugenhofen, Pfarrdorf, 184 Einw., b. Karlsbronnen, Haus, 3 Einw., c. Taxis, Schloß 52 Einw. – Kath. Pfarrei. 2 Stunden südöstlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Der kleine, aber hübsche, freundliche und gemüthliche Bauernort liegt mit seinen einstockigen, z. Th. noch mit Stroh bedachten Häusern und einigen Bauernhöfen lang hinangebaut an einem gegen Morgen geneigten Abhange, und gewährt eine ansprechende Aussicht über das üppig grüne, fruchtbare weite Donauthal hin an die schneebedeckten Stirnen der Alpen. Besonders schön und umfassend ist die Aussicht von der Anhöhe zwischen dem Dorf und dem Schlosse Taxis.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 427. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0427.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)