Seite:OberamtNeresheim0429.jpg

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Die nicht große, etwas unebene Markung, welche gegen Osten an das Königreich Bayern grenzt, hat einen mittelfruchtbaren Boden, der theils aus einem sandigen Lehm, theils aus den Verwitterungen von Breccienfelsen und Breccienschutt besteht, und in nassen Jahrgängen unergiebiger ist als in trockenen.

Das Klima ist etwas milder als das des Herdtfeldes, indessen sind schädliche Frühlingsfröste nicht selten und Nebel, die von der Donau heraufziehen, häufig. Hagelschlag kommt wenig vor.

Die Landwirthschaft wird fleißig, aber immer noch nach altherkömmlicher Methode getrieben; von neueren verbesserten Ackergeräthen hat nur der eiserne Hohenheimer Pflug Eingang gefunden, auch lassen die Einrichtungen der Düngerstätten noch manches zu wünschen übrig und von Düngersurrogaten kommt nur der Gips auf Kleefeldern zur Anwendung. Man baut die gewöhnlichen Cerealien, Kartoffeln, dreiblätterigen Klee, Wicken und Flachs. Von den Felderzeugnissen werden jährlich etwa 600 Scheffel Dinkel, 250 Scheffel Gerste, 20 Scheffel Haber und 10 Scheffel Roggen auf den Schrannen in Lauingen und Giengen abgesetzt. Der Wiesenbau liefert gutes Futter, ist aber für den nöthigsten Viehstand nicht ausgedehnt genug.

Die Obstzucht, welche sich mit späten Kernobstsorten, Zwetschgen, Pflaumen und Kirschen beschäftigt, ist nicht von Bedeutung und der Obstertrag wird meist grün verspeist, theilweise auch gedörrt.

Aus den 88 Morgen großen Gemeindewaldungen werden jährlich 20 Klafter und 200 Stück Wellen geschlagen und um etwa 200 fl., welche in die Gemeindekasse fließen, verkauft. Überdieß sind 36 Morgen Weiden vorhanden, die mit der Brach- und Stoppelweide an drei schafhaltende Bauern um 450 fl. verpachtet werden; nebenbei trägt die Pferchnutzung noch 100 fl. jährlich der Gemeinde ein. Auf der Weide laufen den Sommer über 300 Stück deutsche Schafe.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde von keiner Bedeutung und die des Rindviehs in Vergleichung mit andern Orten mittelmäßig; man hält keine reine Race und zur Nachzucht ist nur ein Farre aufgestellt. Das entbehrlich gewordene Vieh wird im Stall oder auf Märkten in mäßiger Ausdehnung verkauft. Viehaustrieb findet nach der Ernte statt.

Von Spuren aus grauer Vorzeit nennen wir die am östlichen Ortsende vorbeiführende Römerstraße (Frankensträßle), welche aus der Gegend bei Lauingen nach Bopfingen lief; an ihr stand auf den sog. Zipartenhöfen ein römischer Wohnplatz, von dem man Mauerreste, römische Heizröhren, Ziegel etc. noch vorfindet. Auch auf den 1/4 Stunde südlich vom Ort gelegenen Maueräckern standen römische Gebäude.

Das Dorf theilte die Schicksale der Burg (s. Taxis), bis Herdegen von Katzenstein 1380 das Dorf Tr. mit Kirchsatz und Widem

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0429.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)