Seite:OberamtNeresheim0433.jpg

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Dischingen; die Herren von Westernach erhielten sich im Besitz und verkauften 1512 auch noch Ballmertshofen (s. d.).

Peter von Westernach war genöthigt, den Ansprüchen von Pfalz-Neuburg auf die Landeshoheit sich zu fügen und huldigte mit seinen Unterthanen 1510, wogegen ihnen Schutz und Schirm versprochen wurde.

Das nun landsäßige Gut erbten durch eine Westernacher Erbtochter die Herren von Leonrod (s. Ballmertshofen und Dischingen), von welchen es an die Schenken von Castel übergieng 1663, von diesen hat Graf Marquard Willibald 1734 die gesamte Herrschaft an den Fürsten von Thurn und Taxis verkauft um 150.000 fl. und diese Fürsten erreichten durch einen Vertrag mit Kurpfalz 1768–73 die Befreiung ihrer „Herrschaft Marktischingen“ von der Landsäßigkeit. Es wurde nun ein fürstliches Oberamt und die Regierung für alle die Taxis’schen Herrschaften Eglingen, Ballmertshofen, Trugenhofen, Duttenstein, Demmingen und Dunstelkingen mit einem Präsidium u. s. w. eingerichtet, eine Grenadiergarde aufgestellt und das Schloß selber, wo sich die Herrschaft häufig aufhielt, fürstlich umgebaut und mit einem schönen Park umgeben.

Weil seitdem Schloß Trugenhofen den Mittelpunkt der fürstlich Taxis’schen Besitzungen bildete, so wurde ihm 1819 mit Königl. Erlaubniß der Name Schloß Taxis beigelegt.


Unter-Riffingen.
Gemeinde III. Kl. mit 479 Einw., wor. 3 Ev. a. Unter-Riffingen, Pfarrdorf, 280 Einw., b. Michelfeld, Hof, 17 Einw., c. Ober-Riffingen, Weiler, 177 Einw., d. Weidendorf, Haus, 5 Einw. – Kath. Pfarrei; die Ev. sind nach Bopfingen eingepfarrt. 21/2 Stunden nördlich von der Oberamtsstadt gelegen.

Einsam, abgeschieden, von Wäldern umschlossen, liegt im nördlichen Theil des Herdtfeldes am Beginn des gegen Südosten ziehenden trockenen Gassenthälchens das nicht unfreundliche, sommerliche, gegen Süden abhängige Örtchen, dessen Häuser meist mit Stroh oder Schindeln gedeckt und an den Giebelseiten mit Latten verkleidet sind. Einige der nahen gegen Morgen liegenden Anhöhen, wie der Steinhügel und der Weller, gewähren anmuthige Ausblicke in das Ries.

Die 1740 in Kreuzesform erbaute Kirche zu Mariä Himmelfahrt hat im Innern eine stolze, mit Fresken geschmückte Stuckdecke (gefertigt 1744, erneuert 1835). Der Chor ist halbachteckig geschlossen, die hölzerne, mit Schalldeckel versehene Kanzel in hübschem und reichem Rococostil gehalten. Der im Westen der Kirche stehende, vom Viereck in’s Achteck übergehende, mit Pilastern und Doppelfenstern belebte Thurm enthält zwei Glocken; auf der einen steht in gothischen Minuskeln: Anno domini MCCCCXXIIII per manus magistri Johannis de laugingen; ferner zeigt diese Glocke ein Krucifix mit den

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0433.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)