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gelegenen Baumgärten; man pflegt vorzugswelse Mostäpfel (Luiken), weniger Birnen und ziemlich viel Zwetschgen. Vom Obstertrag wird ein Theil nach außen abgesetzt, dagegen ebensoviel von außen eingeführt.

Die eigentliche, wie auch die Brach- und Stoppelweide wird an einen fremden Schäfer, der 400 Bastarde laufen läßt, um 450 fl. verpachtet; der Pferch trägt der Gemeinde nur 50 fl. ein, weil 95 Bürger pferchberechtigt sind.

Neben unbedeutender Pferdezucht ist die Rindviehzucht sehr namhaft und gut; ein brauner Landschlag mit Simmenthaler Kreuzung wird gehalten und zur Nachzucht sind zwei Farren (einer von Simmenthaler- und einer von der Landrace) aufgestellt; mit Vieh wird ein beträchtlicher Handel auf benachbarten Märkten und an Juden getrieben. Herbstaustrieb findet noch statt. Von Geflügel werden sehr viele Gänse (etwa 500 Stück) auf den Handel gezogen.

Die Gemeinde besitzt 73 Morgen Waldungen, deren jährlicher Ertrag um 3–400 fl. verkauft und zu Gemeindezwecken verwendet wird. Gemeindegüter tragen etwa 20 fl. ein. Armenstiftungen sind 316 vorhanden.

Auf der 1/4 Stunde südöstlich vom Ort, zunächst der Landesgrenze gelegenen Flur „Ofnet“ stand ein römischer Wohnplatz, von dem man vor 4 Jahren Grundmauern aufgefunden hat; noch jetzt findet man daselbst Bruchstücke von römischen Ziegeln und Gefässen, worunter von der bekannten Siegelerde. Auch an anderen Stellen will man unterirdisches Gemäuer gefunden haben, überdieß besteht die Sage, daß bei Utzmemmingen eine Stadt gewesen sei und schon 1280 wird die alte Stadt genannt. Die sog. alte Straße, die vermuthlich schon von den Römern angelegt wurde, führt von Herdtfeldhausen herab nach Utzmemmingen und weiter nach Nördlingen. Eine halbe Stunde südwestlich vom Ort soll auf der Anhöhe die Ruitersburg gestanden sein.

Die Geschichte dieses Dorfes zu schreiben, hat seine besondere Schwierigkeit, weniger weil es ganz in der Nähe ein zweites Memmingen giebt, das jetzt sog. Nähermemmingen; denn dieser Ort heißt in den ältern Urkunden einfach Memingen, während Utzmemmingen von Anfang an diesen Namen führt; sondern weil es zwei Utzmemmingen gab, so nahe beisammen, daß es häufig kaum oder gar nicht möglich ist, herauszufinden, welches von beiden gemeint ist. Das heutige Utzwingen nämlich (bayerisch) hieß einst auch Utzmemmingen und nur selten wird es unterschieden als Utzmemmingen „hinter Maihingen“ von unserem Utzmemmingen „bei Nördlingen“. Nun kommt noch dazu, daß Utzmemmingen in ungewöhnlich vielen Urkunden des 14. Jahrhunderts erwähnt wird, was die Vermuthung bestärkt, es dürften wohl zwei Orte dahinter stecken und die vielen in Utzmemmingen angesessenen und begüterten Familien zwischen beiden zu vertheilen sein. Vorderhand ist uns über Utzwingen nur soviel bekannt,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 441. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0441.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)