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Johanniterkommende Kleinerdlingen, welche 1657 von der Stadt Nördlingen zwei Höfe, drei Selden und die Röhrenmühle zu Utzmemmingen eintauschte. Der Spital zu Nördlingen hat zu verschiedenen Zeiten Güterstücke in Utzmemmingen gekauft, besonders 1363 9 Selden von Herdegen von Katzenstein, und dem Spital in Wemdingen verpfändeten die Oettingen 1381 ihren Hof in Utzmemmingen um 500 Pfd.

Auch an Kirchen, zu Meßstiftungen und dgl. war manches gestiftet worden, z. B. 1445 zu einer Frühmesse in Birkachhusen; 1395 bei den Predigern zu Nördlingen ein Jahrestag gestiftet von Herdegen von Hausen; 1/2 Hof erhielt die St. Emeranskirche zu Nördlingen.

Die Hauptmasse dieser Besitzungen kam allmählig – durch Lehensheimfall, Säkularisation, Kauf und Tausch etc. an die Grafen von Oettingen, welche ohnedieß die Landeshoheit und hohe Gerichtsbarkeit übten. Neben den zwei Ritterorden und dem Nördlinger Spital behielt nur Kl. Deggingen seinen Besitz und an’s Kloster Kaisersheim wurden noch 1711 mehrere Unterthanen in Utzmemmingen, Pflaumloch, Dirgenheim, Holheim und der Wald Karthäuserhau samt Niedergerichtsbarkeit, Vogtei und Diensten von Oettingen vertauscht. Über ihre Besitzantheile aber stritten die verschiedenen Oettinger Linien selbst wieder unter einander. Späterhin war der Ort dem Justizamte zu Wallerstein zugetheilt, bis er nach Neresheim gewiesen wurde. Württemberg verband zuerst Dorfen und Herdtfeldhausen mit Utzmemmingen zu einer Schultheißerei.

Nach der Nördlinger Schlacht hat auch Utzmemmingen durch Brand und Plünderung viel gelitten. Sonst werden Brände erwähnt in den Jahren 1733, 40, 92, 1805, 13 . . ., 1819 eine Überschwemmung.

Utzmemmingen hat eine alte Pfarrei; 1278 wird D. Lupoldus decanus in Utzmemmingen genannt. Inhaber des Patronats und Kirchensatzes waren die Töter, nördlingen’sche Patricier, welche ihn der Karthause Christgarten schenkten c. 1395, nach deren Sekularisation die Grafen von Oettingen das Patronat besaßen und zwar die Wallersteiner Linie, weßwegen die Reformation nicht eingeführt wurde, die kurze Zeit 1632–34 ausgenommen, wo der schwedische General Hoßkirch, als Inhaber von der Grafschaft Wallerstein, reformirte. Neun Jahre lang soll kein katholischer Priester mehr im Ort gewesen sein.

Graf Albrecht Ernst von Wallerstein hat sein Patronat der Karthause Buxheim überlassen 1558, welche es samt dem dazu gehörigen Theil des Zehenten (den andern Theil besaß Kl. Kirchheim und die Kommende Kleinerdlingen hatte schon 1512 vergeblich Ansprüche gemacht,) und mit dem Heiligenlehen an das Kl. Deggingen verkaufte. Oettingen erhielt dieses Patronat wieder 1803 samt dem ganzen Zehenten.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 446. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0446.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)