Seite:OberamtNeresheim0449.jpg

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ihren halbachteckigen Chor stößt der in seinem untern Geschoß noch aus alter Zeit stammende Thurm. Das Innere der Kirche hat eine hübsche moderne Stuckdecke und Emporen mit Säulen und vielen Heiligenbildern. Von den zwei Glocken auf dem Thurm hat die größere, schönverzierte folgende Inschrift in gothischen Minuskeln: Christof glockengiesser zu norinberg gos mich. zu gottes lob und dienst gehor ich; auf der andern, auch schön verzierten Glocke steht: Christian Ginther zu Königsbronn 1710 goss mich.

Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftung.

Der schon sehr alte Begräbnißplatz geht um die Kirche.

Das freundlich im Westen der Kirche gelegene, 1774 erbaute Pfarrhaus, ist vom Staat zu unterhalten; es wurde vom Restaurator der Pfarrei, von dem früheren Pfarrer in Zöschingen, Ulrich Schöpfer (Schüpffer) aus Mergentheim, errichtet.

Das 1840 mit einem Aufwand von 5141 fl. erbaute Schul- und Rathhaus enthält neben dem Rathszimmer zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; außer diesem unterrichtet noch ein Lehrgehilfe.

Trinkwasser, jedoch kein lobenswerthes, liefern etwa 75 Cisternen; öfters tritt Wassermangel ein und das Wasser muß dann von dem eine Stunde entfernten Himmlingen geholt werden. Auch die Markung hat keine einzige Quelle; in alter Zeit, so geht die Sage, soll bei Bernloh eine Quelle entsprungen sein, die ihr Wasser durch das Krummenthal der bei Neresheim fließenden Egau zuführte. Zehn Wetten befinden sich in und am Ort und vier Weiher, die von der Kommenthurei Kapfenburg als Fischwasser angelegt wurden.

Vicinalstraßen führen von hier nach Ebnat, Elchingen, Hülen, Unter-Riffingen, Unterkochen und Aalen.

Die Haupterwerbsmittel der fleißigen und sehr sparsamen Einwohner bestehen in Feldbau und Viehzucht; Handwerker gibt es nur wenige. Dann liegen aber vier Kalksteinbrüche auf der Markung, deren Steine meist zu Futtertrögen verarbeitet, auch auswärts abgesetzt werden.

Zwei Schildwirthschaften, eine Bierbrauerei mit Wirthschaft, und zwei Kramläden bestehen.

Die Vermögensverhältnisse gehören zu den mittleren; der begütertste Bürger besitzt 254, der Mittelmann 40, die ärmere Klasse 4–6 Morgen Feld.

Die ziemlich große, flachhügelige Markung hat einen mittelfruchtbaren, leichten, etwas kalten, durchlassenden Lehmboden, der in geringer Tiefe vom weißen Jura unterlagert wird, dessen Trümmer nicht selten auch an die Oberfläche dringen und sich mit dem Lehm vermengen.

Das Klima ist das des Herdtfeldes; Hagelschlag kommt nicht gerade häufig vor.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0449.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)