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welche bei den geognostischen Verhältnissen näher bezeichnet werden, thun der Fruchtbarkeit keinen Abbruch.


5. Luft und Witterung.

Die klimatischen Verhältnisse des Bezirkes sind im Allgemeinen günstig, wie dies der weit verbreitete Wein- und Mais-Bau und das Gedeihen der Obstbäume selbst auf den Höhen beweist. Die Vegetation ist in den Bergorten, besonders auf dem Schur- und Schlichten-Wald gegenüber den Thalorten um 8–14 Tage, die der Thalorte gegen derjenigen von Stuttgart um etwa 8 Tage zurück, was sich sowohl in der Blüthe- als Ernte-Zeit ausspricht. Diese Differenz macht sich besonders im ersten Frühling geltend, wo man oft auf dem Schurwald noch Schnee und Eis findet, wenn im Thal keine Spur von Schnee mehr sichtbar ist, sondern Vieles bereits grünt und blüht. Dagegen ist die Luft auf den Bergen – wie auch an anderen Orten – häufig trockener und heiterer als im Thal, deshalb besonders bei Windstille im Frühjahr, Spätjahr und Winter oft wärmer als im Thal, so daß die Pflanzen häufig daselbst weniger durch Fröste leiden. So erfroren z. B. in dem kalten Winter 1827/28 die Nußbäume im Thal, blieben aber auf den Bergen verschont. Am auffallendsten ist die Temperaturverschiedenheit in Frühlings- und Herbst-Abenden, wo man beim Herabsteigen in’s Thal oft plötzlich sich in eine viel kühlere Luftschichte versetzt findet. Damit hängt auch das Erscheinen von Lokal-Nebeln auf manchen Thalwiesen zusammen, welche oft nur 3–4’ hohe Schichten bilden, innerhalb deren die Luft immer kühler ist als an anderen Stellen. Ferner gehört in diese Kategorie auch das oft strichweise Erfrieren des Weinstocks, Welschkorns und der Bohnen in den Thalbezirken, während etwas höher gelegene Striche verschont bleiben. Zugleich sprechen aber alle diese Erscheinungen für geringere Beweglichkeit der Luft, was besonders solche Orte trifft, welche in engeren Thälern liegen, wie z. B. die Thalbezirke zwischen Schnaith und Baach, bei Schornbach, Krehwinkel, Steinenberg, von Baiereck bis Unterhütt und Nassach.

Vergleicht man aber das Klima des Schurwaldes mit demjenigen der Alpvorterrasse oder des Welzheimer Waldes, so hat es überhaupt den Vorzug einer gleichmäßigeren Temperatur. Aus den, ringsum die schmale Hochfläche ziemlich gleichmäßig vertheilten Bergschluchten und Thälern steigt bei Windstille regelmäßig des Abends die erwärmte Luft in die Höhe und erzeugt die warmen Nächte, welche der Vegetation und besonders dem Obstbau so günstig sind, während den Tag über fast immer ein kühler Luftzug die Sonnenhitze mäßigt, so daß dann bei Tage der

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0012.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)