Seite:OberamtSchorndorf0029.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

getrunken wird. In Jahren aber, wo das Obst nicht geräth, ist Milch oder Wasser das Getränke für die Mehrzahl, auch bei der anstrengendsten Arbeit.

Die Kleidung war früher in den Thalorten bei den Männern: ein an zwei Seiten aufgeschlagener Hut (Dreispitz), dessen Schaufel das Gesicht bedeckte, Werktags Pelz- oder Schmer-Kappe, schwarzes Florhalstuch, den Hemdkragen mit Knöpfen und einem Herz geziert, in welchem die Happe nicht fehlte, blaue, Sonntags scharlachrothe Weste, mit weißen oder silbernen Kugelknöpfen, dunkel- oder hellblauer Rock oder Kamisol, weiße oder gelbe lederne kurze Hosen, schwarze oder weiße Strümpfe und Schnallenschuhe; die Haare etwas lang und nach hinten gekämmt. Die Frauen waren meist schwarz gekleidet, mit rothem Mieder, schwarzer mit Flor besetzter Haube, und trugen zwei Zöpfe. Diese alte Tracht, welche man hin und wieder noch in Beutelsbach sieht, ist jetzt durch modernere Formen verdrängt, namentlich durch Tuchkappen, Zwilchkleider und hohe Stiefel, und in einigen Orten, insbesondere in Schornbach, manchmal ganz ärmlich. Nur die ledernen Hosen, schwarze in den Berglen und oberen Thalorten, gelbe in den unteren Thalorten, überall mit Bändeln, und die Scharlachwesten am Sonntag behaupten sich noch. Die Kleider der Frauen sind meist von selbstverfertigtem Barchet, Winters von dunkelm Tuch, dazu kleine Häubchen und seidene oder wollene Halstüchlein. Die Bewohner der Waldorte dagegen, halten, wie an ihren übrigen Gewohnheiten, so auch an ihrer kleidsamen Tracht fester und erinnern auch in dieser Hinsicht lebhaft an den Schwarzwald. Zu einem schwarzen, rothgefütterten Rock trägt der Mann ein rothes Brusttuch, oben mit gelben, (bei Schultheißen und Gemeinderäthen mit silbernen) Borten, besetzt und auf der Seite zugeheftet, darüber einen schwarzen ledernen (beziehungsweise einen grünen seidenen) Hosenträger, welcher lederne oder weite zwilchene Beinkleider hält. Die Strümpfe von grober Leinwand verfertigt der Schneider; die Schuhe, über welche ein lederner Lappen herabhängt, sind mit Riemen zugeschnürt. Die Kopfbedeckung ist ein runder schwarzer Hut oder ein ledernes „Schmerkäppchen.“ Die Frauen tragen kurze faltenreiche Röcke mit einer hellen Borte unten besetzt, von ganz kurzer Taille und kurzem Mieder.

Die Volksbelustigungen beschränken sich, wie im Oberamte Waiblingen, hauptsächlich auf Märkte, Kirchweihen und Hochzeiten. An den Kirchweihen [1] betheiligt sich Jung und Alt; vor den Wirthshäusern


  1. Die Kirchweihe wird abgehalten: am 1. Sonntag nach Ostern in Grunbach; am 2. S. nach Ostern in Geradstetten; am 1. S. nach Trinitatis in Hohengehren; am S. vor Margarethe in Kottweil; am S. vor Jacobi in Hegenlohe und Thomashardt; an Jacobi in Schorndorf; am S. nach Jacobi in Höslinswarth; am 10. S. nach Trinit. in Haubersbronn; am S. nach dem
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0029.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)