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sind Maien aufgerichtet, mit Schaustücken behängt, die herausgespielt oder getanzt werden, in dessen Folge mancher ledige Bursche einem Wirthe zu Abverdienung seiner Schuld den halben Sommer über taglöhnen muß. Das Kegelspiel kommt auf dem Walde nicht vor, wo dagegen das Würfel- und Karten-Spiel häufiger ist. Die solennen Leichen und Taufen werden seltener. Dasselbe gilt von den Zechhochzeiten die oft 2 und 3 Tage dauern. Eine besondere Feierlichkeit ist am ersten Abend, etwa gegen 12 Uhr, das Abschneiden des in einem großen Bausche von Zierrathen und Flitterwerk bestehenden Ehrenkränzchens vom Kopfe der Braut, welches durch einen angesehenern Mann des Ortes, Schultheiß oder Gemeinderath, nach zuvor gehaltener Rede desselben, vollzogen wird. Die Hochzeitsgeschenke kommen erst beim Einzuge des Brautpaares in ihre neue Wohnung. Sie werden in langem feierlichen Zuge von Knaben und Gespielinnen der jungen Frau, den Brautführer mit einer verzierten Kunkel an der Spitze und unter Begleitung des jungen Ehepaares in sonntäglichen Kleidern, dorthin getragen. Darauf folgen die Frauen und Mädchen des Ortes und bringen weitere Geschenke von verschiedenen Lebensmitteln, Abends aber kommen die Männer und überreichen Geldgeschenke, worauf die Nachfeier der Hochzeit Statt findet. Das junge Ehepaar erhält häufig so viele Victualien, daß es einige Monate davon leben kann.

Von besonderen Gebräuchen ist nur zu erwähnen, daß in Geradstetten mit dem Anbruche des Osterfestes schon in der Mitternachtsstunde die jungen Bursche mit Lichtern vor das Pfarrhaus und andere Häuser kommen, um Auferstehungslieder zu singen.

Von der dem Remsthäler eigenthümlichen Neigung zum Auswandern und der Leichtigkeit, womit namentlich die Berglensbewohner ihren Wohnort ändern, war schon in der Beschreibung des Oberamtes Waiblingen S. 41 die Rede. Jene Neigung ist alt, hat zunächst in der schon frühe stark gewesenen Bevölkerung ihren Grund und macht namentlich erklärlich, daß in älteren Zeiten viele Bezirksangehörige dem Kriegswesen nachzogen. Nur allein im Jahr 1517 wanderten 500 Remsthäler nach Ungarn aus (Heyd, Herzog Ulrich I. 238), obwohl die


    7. August in Ober- und Unter-Urbach; am S. vor Bartholom. in Winterbach, Rohrbronn und Manolzweiler; an Bartholom. in Schornbach, Mezlinsweiler und Steinenberg sammt Filialen; am 1. S. nach Barthol. in Aichelberg und Hebsack; am 2. S. nach Barthol. in Schlichten; am 13. S. nach Trinit. in Schnaith; am S. nach Kreuzerhöhung (14. Sept.) in Weiler; am 3. S. im Oktober in Adelberg, (Hundsholz), Baiereck, Unterhütt und Baltmannsweiler; am S. vor Martini in Asperglen, Krehwinkel, Necklingsberg, Buhlbronn, Vorderweißbuch, Birkenweißbuch und Streich. In Beutelsbach längst statt der Kirchweihe der auf den 30. Oct. fallende Jahrmarkt.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0030.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)