Seite:OberamtSchorndorf0077.jpg

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womit der erste Ansiedler das Feld gebaut, ist nicht wahrscheinlich, obgleich das Stadtwappen damit übereinstimmt. Dasselbe, ein s. g. sprechendes, hat zwei Schoren (Schaufeln), deren Stiele abwärts gekreuzt sind, im rothen Felde und ein schwarzes vierendiges (württembergisches) Hirschhorn im goldenen Schildhaupte.

In grundherrschaftlicher wie in hoheitlicher Beziehung ist Schorndorf längst württembergisch. Die Zehentrechte sind theils der Staats-Finanz-Verwaltung von der vormaligen Kellerei her, theils dem Hospital Schorndorf zuständig.

Die Lage der Stadt ist reizend und frei, in fruchtbarer gesunder Gegend, etwa in der Mitte des Remsthales, zunächst der Rems, da, wo das sonst enge Thal zu einer schönen Ausweitung sich gestaltet, in welche von Norden her das Wieslaufthal einmündet. Dieselbe ist auf zwei Seiten von Gebirgsketten nördlich von den sogenannten Berglen (S. 3) und den Ausläufern des Welzheimer Waldes, worunter der unserer Markung angehörige Grafenberg, südlich von den letzten Höhen des Schur- und Schlichten-Waldes begrenzt, zu dessen Füßen sich der runde Bergkegel des St. Ottilienberges 1076,8 Par. Fuß über das Meer erhebt. In einer Entfernung von wenigen Minuten umzieht in einem Halbkreise der von Osten herkommende Remsfluß die Stadt, welcher bei der unteren Mühle eine scharfe Ecke bildet, die den Fluß zwingt, seinen von Osten nach Westen gerichteten Lauf 1/4 Stunde lang zu verlassen und von Norden nach Süden zu strömen: eine Einschränkung, die er sich nur ungern gefallen läßt, so daß er bei jeder Gelegenheit durchbricht. Bei dieser Ecke ist ein Kanal der Rems angelegt, welcher einige Mühlwerke treibt. In denselben fällt bei dem untern Thor der südöstlich entspringende Aichenbach, nachdem er bei dem obern Thor in die Stadt getreten, die beiden Hauptstraßen derselben bespült und den in der Nähe liegenden etwa 11/8 Mrg. großen, mit Karpfen und Hechten besetzten Weiher gespeist, um im Fall einer Feuersbrunst Hilfe zu gewähren. Außer diesem sind noch drei weitere kleine Weiher bei der Stadt. Übrigens treten auf der Markung der Stadt, von Nordwesten, der Schornbach und der Ramsbach, von Norden die Wieslauf und von Süden der Dürrbach in die Rems. Über dieselbe führen drei Brücken. Einer 1818 vorgenommenen Remscorrection ist unten bei Haubersbronn gedacht.

Was die innere Beschaffenheit des Ortes betrifft, so gehörte Schorndorf zu den vorzüglicheren Städten des alten Landes und nahm unter denselben (nach Stuttgart, Tübingen und Urach) den vierten Rang ein. Durch die offene Lage, die vielen Gärten, die ziemlich regelmäßige Anlage und die im Ganzen gute Bauart der beiden Hauptstraßen, gewährt es einen freundlichen Anblick und obwohl des beengten Umfanges wegen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0077.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)