Seite:OberamtSchorndorf0078.jpg

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manche enge, weniger reinliche Nebengäßchen sich finden, ein im Ganzen befriedigendes Aussehen; der Umfang längs der Mauer betrug 5086 Fuß. Die Stadt würde nicht nur weniger eng gebaut, sondern auch namhaft größer sein, wenn sie nicht, mindestens schon seit 1360, zu einem festen Platze gedient hätte, was ihr, zumal da sie von Herzog Ulrich 1538 bis 1544 auf’s Neue befestigt ward, obgleich sie von nahen Anhöhen beschossen werden kann, manches Unheil gebracht hat. Nach den Chroniknachrichten von Crusius und Wolleber wurde die Grabarbeit an 1200 bis 2000 Taglöhner, die meist bei den Bürgern einquartirt waren, mit Fahnen, Trommeln und Pfeifen zur Arbeit zogen und sonst militärisch behandelt wurden, nach Ruthen verdingt. Es wurde zunächst ein 100′ breiter, mit 4 Schleusen versehener Wassergraben, der mit fischreichem Wasser gefüllt werden konnte, und hinter demselben eine äußere Mauer aufgeführt. Hinter dieser erhob sich der noch einmal so hohe, mit Basteien, runden Thürmen, Wasserfällen und Wächter-Häuschen versehene 100′ dicke Wall, der so groß war, daß 30 Wägen Heu darauf gemäht wurden, und hinter dem Wall stand die hohe und starke Stadtmauer. [1] Zwischen dieser und


  1. Nach den, übrigens unvollständigen, Akten wurden von Oculi 1538 bis 1. Sept. 1538 auf den Festungsbau 41.930 fl. 4 Batzen 1 Heller verwendet. Aber noch im März 1539 mußten die Ämter des Landes 100 Wägen stellen, die über frühere 4 Monate noch weitere 5 Monate fahren mußten, und täglich auf je 2 Mann und 4 Pferde nur 40 kr. empfingen, indeß der wirkliche Aufwand mehr als noch so viel betrug. Dazu kamen 5 Klostermähnen gegen besondere Verpflegung. Am 25. April 1539 lief die Anzeige ein, daß der 24′ hohe und 18′ breite Wall gewichen und großen Theils sich gesetzt habe, woran nur der schlechte Grund schuldig sei, daher Mauern zum Fundament nöthig seien. Am 13. Mai machten sofort der Obervogt, die Burgvögte von Tübingen und Asberg, die beiden Baumeister Martin Vogel und Hans Hösch, der Keller, der Steinmetzmeister Jakob von Calv und der Wallmeister Melchior Spet von Straßburg Vorschläge zur Fundirung und Neuerrichtung des Walles, wodurch alle Theile desselben, die Rondele und der Graben ringsherum in „eine Gleiche“ kommen würden. Dazu waren nöthig 150 Maurer und 300 Boßler; ferner 200 Boßler dem Mauerwerk vorzugraben, 25 Steinmetzen mit 10 Boßlern, 36 Boßler zum Mörtel, 24 Wasserschöpfer, 20 Zimmerleute, 240 Boßler zum Bau der Wälle und Rondele, 6 Friesen, 1 Wallknecht, 2 Schmiede, 2 Wagner, 13 Baumeister, Bauschreiber, Quartierschreiber und Bauführer, 2 Kalköfen, 10 Steingruben mit 180 Arbeitern, täglich 3 Wägen mit Dornen. Dazu 160 fl. wöchentlich für die Amtsführung; Summe wöchentlich (auf wie lange, ist nicht gesagt) 1575 fl. 46 kr. Der Taglohn betrug 8 bis 12 kr. Die Kosten des Schloßbaues waren hierunter nicht begriffen; wohl aber die eines Zeughäuschens im Schloß und zweier Pulverthürme. Die Mauern unterm Wall wurden 12′ hoch und 7 bis 9 Fuß breit gemacht. Im November 1539 wurde zu Speisung der
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0078.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)