Seite:OberamtSchorndorf0094.jpg

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1737 fl. 211/2 kr. Feld-Polizei, 22 fl. landwirthschaftliche Polizei, 249 fl. Ruhestands-Polizei, 1200 fl. 281/2 kr. Landes-Polizei, 634 fl. 39 kr. auf die Bürgerwehr, 2258 fl. 32 kr. für die Schulen, 857 fl. 9 kr. für Armenkosten, 233 fl. 291/2 kr. Brunnenbaukosten.

Es befinden sich in der Stadt 8 laufende und 15 Pumpbrunnen, welche dem Bedürfnisse vollkommen genügen. Im J. 1823 begann die Stadt die ganze Brunnenlage mit gebrannten Teicheln aus der Fabrik Bihls in Waiblingen auszulegen. [1] Badeanstalten hat die Stadt nicht. Im Mittelalter war eine Badstube an dem Markt und außerdem noch ein „hinteres Bad“ vorhanden. Für gesellige Vergnügungen besteht eine seit 1848 vereinigte Museums- und Kasino-Gesellschaft, welche zugleich als Leseanstalt dient. Auch fehlt es nicht an Bildungs- und Wohlthätigkeits-Anstalten.

Die lateinische Schule ist alt, da bereits 1357 der Schulmeister zu Schorndorf genannt wird. Albrecht Alber, Schulrector, Baccalaureus und öffentlicher Notar wird 1431 erwähnt. Eine Collaboraturstelle wurde schon 1557 errichtet und dieser bereits 1575 eine zweite derartige beigefügt. Um dieselbe Zeit zollte Crusius der Anstalt großen Ruhm, den sie auch lange Zeit nachher noch behauptete. Jene drei Stellen blieben bis zur Errichtung der Realschule. Die Schule ist Corporationsanstalt: das Ernennungsrecht steht dem Könige zu. Sie besteht aus zwei Classen. Der Schulfond beträgt 320 fl. Die Realschule wurde 1839 errichtet, indem die zweite Collaboraturstelle in dieselbe verwandelt wurde. Sie besteht aus einer Klasse (vom 11–14 Jahre). Der Staat, welcher auch zu ernennen hat, leistet der Stadt einen Besoldungsbeitrag von 200 fl.


  1. Durch den Festungsbau waren die besten „Galgbrunnen“ in der Stadt abgegangen. Der Magistrat bat deßwegen 1539 den Herzog, er möchte den Brunnenmeister von Tübingen hierher verordnen, um neue Brunnen anzulegen. Das Brunnenwasser, welches bis dahin hereingeführt worden, entspringe eines Theils zunächst im Thal und andern Theils am Fuße des Berges, worauf eine Capelle gestanden. Von da aus habe die Stadt das Wasser seit kurzen Jahren durch irdene Teichel geführt bis zur Mönchsbrücke, worüber die Straße nach Göppingen gehe. Hier treffen beide Quellen zusammen und werden durch 1537 gelegte irdene Teichel bis an den alten Stadtgraben und von da über denselben neben dem Schloß hinum in die Stadt durch bleierne Teichel geführt. (Acten im Staatsarchiv). Hieraus und aus einer weiteren, einer alten Handschrift entnommenen Nachricht, wonach im J. 1310 nach Beutelsbach das Brunnenwasser gleichfalls in irdenen Teicheln geleitet worden, geht hervor, daß es auch mittelalterliche irdene Teichellagen gab, wodurch die Frage über den römischen Ursprung der im Bezirke aufgefundenen alten Wasserleitungen erschwert wird.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0094.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)