Seite:OberamtSchorndorf0103.jpg

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1. Aug., Nachmittags 3 Uhr die Stadt Schorndorf. Nun ging’s an’s Plündern und Zerstören; das Haus Caspar Bregenzer’s, wo des armen Konrad’s Kanzlei war, wurde niedergerissen. Am 2. Aug. wurden von 3400 Remsthälern, welche auf den Wasen bei der Stadt vorgefordert wurden, 1600 für verdächtig oder schuldig erklärt, entwaffnet, verhaftet oder unter Wache gestellt, Am 7. Aug. wurden sie abgeurtheilt, die Landschaft saß zu Gericht; denn der Herzog mit seiner Begleitung kam erst gegen Abend; den Gerichtsstab hielt der Vogt Gaisberg von Stuttgart, Ankläger war Konrad Breuning, Vogt zu Tübingen, Fürsprecher Georg Gaisberg, Vogt zu Schorndorf; 1600 Bürger standen als Schuldige umgeben von den Kriegsknechten, 46 waren mit Ketten belastet (Heyd, Ulrich 1, 346). Die drei Hauptanführer wurden sogleich, sieben andere bald darauf hingerichtet; bei Dautel Jacob von Schlechtbach wurde angeordnet, daß sein Haupt auf den Thurm des mittleren Thores gesteckt werde, dort zu verwesen. Zweiunddreißig Personen wurden dem Herzog zur Bestrafung übergeben, andere verbannt. Darauf verfügte sich das Gericht nach Stuttgart, wo es seine Verhandlung auf offenem Markte fortsetzte. Auf letzterem fanden sechs Enthauptungen statt. Hierauf wurde wegen der Entflohenen, von denen nur acht wieder erschienen, Gerichtstag gehalten; die Zahl derselben betrug 155, an ihrer Spitze war Gaispeter. 1

Noch nicht fünf Jahre waren nach diesem Sturme, welcher namenlose Trauer über Schorndorf gebracht, verflossen, als durch das Einrücken des schwäbischen Bundesheeres, welches den Herzog Ulrich aus seinem Lande vertrieben, ein neues Ungewitter über die Stadt hereinbrach, zumal da sie dem Herzoge 4000 Pfd. (wofür sie einen Wald und Freiheit wegen des Äckerichs erhielt) vorgestreckt hatte. Am 10. April 1519 rückte der Feldhauptmann des schwäb. Bundes, Georg von Frundsberg, siegreich ein; nach nur eintägiger Belagerung erzwang sein schweres Geschütz (dabei die sogen. scharfe Metze, welche centnerschwere eiserne Kugeln schoß) die Übergabe der Stadt, trotz dem Muth der unter Hauptmann Hans Mayer und dem Oberbefehlshaber Hans Harder von Gärtringen stehenden Besatzung (5–600 freier Knechte). Letzterer wurde freier Abzug gestattet gegen das Versprechen, drei Wochen lang nicht gegen den schwäbischen Bund zu dienen (v. Martens, 165). Am 16. Aug. wurde die Stadt durch den Hauptmann Jos von der Scheer mit 200 Mann besetzt. Sie hielt aber noch immer fest an Herzog Ulrich, wurde deßhalb nach dessen Flucht abermals von den Bündischen besetzt (Oct. 14) und wegen ihrer Treue gegen den Landesfürsten zu einer Buße von 4000 fl. verurtheilt; Schorndorf sollte nunmehr, nach Verfügung Herzog

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0103.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)