Seite:OberamtSchorndorf0109.jpg

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Verhältnisse bereits im allgemeinen Theile gedacht wurde, ist hier noch Folgendes zu erwähnen, was die Waldorte überhaupt und die einzelnen derselben mehr oder weniger betrifft. Im Allgemeinen herrscht in diesen Orten eine rauhere Luft, die aber besonders für die Eingebornen nicht ungesund ist, daher wenig Seuchen vorkommen. Die kräftigen Bewohner werden als bieder im Umgang, verschlagen im Handel und behaglich im Hauswesen geschildert, sie sollen demagogischen Einflüssen ebenso wenig zugänglich seyn, als pietistischen, dabei aber weniger fleißig und geordnet, auch in der Landwirthschaft nicht so erfahren seyn, als die Thalbewohner. Meistens stark verschuldet und bei schlechtem Auskommen sind sie, nachdem der Holzhandel als Erwerbsquelle nur noch in beschränkterem Maße stattfindet, mehr auf die Bebauung ihrer in der Regel kleinen und mageren Markungen angewiesen, und müssen sich durch Arbeiten im Wald, Kohlenbrennen und sonst das Fehlende zu erwerben suchen. Auch gehen zur Erntezeit Viele in die Gegenden von Canstatt, Eßlingen etc. und auch noch weiter, um Arbeit zu finden. Die Wohnungen sind nicht so reinlich und gut erhalten, als im Thale. Die Häuser haben meist schlechte steinerne Sockel oder Fußmauern; steinerne Stockwerke kommen erst in neuerer Zeit mehr in Aufnahme. Der Zustand der Landwirthschaft will erst besser werden. Der Boden ist leicht, flachgründig und mager, und bedarf viel Dünger, an dessen Erzeugung es großen Theils noch fehlt. So zerstückelt auch der Boden besessen wird, so ist gleichwohl der Besitz z. B. in Hegenlohe und Thomashardt bei Einzelnen zu groß, als daß sie ihn mit der Hand bearbeiten könnten. Weil Jeder mit eigenem Zug bauen will, so ist dieser meistens für eine gründliche Bodenbearbeitung zu schwach; dabei ist der Aufwand für das Zugvieh, welches bei dem geringen Güterbesitz zu wenig beschäftigt werden kann, zu groß. Kühe wurden bisher zum Zug darum nicht verwendet, weil sie zu weiteren Fahrten für den früheren Holzhandel nicht gebraucht werden konnten. Um einen eigenen Zug und dabei einige Milchkühe zu halten, findet man statt einiger gut gehaltener Stücke, eine größere Zahl geringeres Vieh. Daher fehlt es häufig an Futter und Stroh, welches durch die Waldstreu nur theilweise ersetzt werden kann, und man sucht, in der Meinung, daß Wiesen den meisten Futterertrag geben, diese in übermäßiger Anzahl beizubehalten. Dieß wird als die Ursache angegeben, daß der ganze wirthschaftliche Betrieb verkrüppelt. Im Allgemeinen sind in den Waldorten die Zustände von Hundsholz und Ober-Berken weniger ungünstig. Neben dem natürlichen Dünger, der meistens mittelst Laubstreu erzeugt wird, weil das wenige Stroh zur Fütterung dienen muß, wird hie und da Mergel auf die leichten Felder geführt, auch ist die Besserung der Kleefelder durch Gyps und der Wiesen durch Äscherich häufig. Die Mistjauche wird meistens nicht gehörig zu Rath

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0109.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)