Seite:OberamtSchorndorf0135.jpg

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an und auf Höhen liegend, haben 2800 Stöcke auf den Morgen, am häufigsten Sylvaner, woneben noch weiße und rothe Elblinge, Gutedel und Klevner vorkommen. Im Jahr 1694 heißt ein hiesiger Weinberg „der Frenschweingart,“ ein anderer „der Rothwein.“ Der Wein ist recht beliebt und reiht sich an den Schnaither und Beutelsbacher an. Den besten erzeugt die mittlere Lage an den Bergabhängen. Der mittlere Ertrag ist 5–6 E. vom M.; der höchste Preis 1846 war 60 fl. Die Preise der Äcker bewegen sich zwischen 500–1000 fl., der Wiesen 400–1000 fl., der Weinberge 600–1100 für den M. Sehr namhaft ist die Obstzucht: Tafel- und Most-Obst aller Art wird gezogen; von großem Umfang ist der Kirschenbau, der 1847 einen Erlös von 10.000 fl. gewährte. Auch junge in den Weinbergen gezogene Obstbäume werden verkauft. Die Rindviehzucht könnte bedeutender seyn; die rothe Landrace ist einheimisch, die Haltung aber gut. Die Schafweide ist aufgehoben, daher keine Schafzucht; auch Schweine werden nicht gezüchtet.

Von den Gewerben sind nächst einer Ziegelei von größerem Betriebe nur einige Weber, welche den bei Hebsack erwähnten Blousenzeug weben, und dann einige Victualienhändler nach Stuttgart zu erwähnen. Rühmende Erwähnung verdient die Bemühung des gegenwärtigen Ortsgeistlichen, um den Ärmeren in der arbeitslosen Zeit mit Hanf- und Flachs-Spinnen einen Verdienst zu verschaffen.

Das Gemeindevermögen gehört zu den bedeutenderen: 664 M. Grundeigenthum, 9973 fl. verzinsliche und 3312 fl. unverzinsliche Forderungen, so daß keine Gemeindeumlage nöthig ist. Unter ersterem sind gegen 500 M. meist Laubwald in gutem Zustand. Das Stiftungsvermögen beträgt 3769 fl. mit nur 38 fl. Schulden. Die Gemeinde hat ein Armenhaus, auch sind gegen 1900 fl. Stiftungen zu Armenzwecken vorhanden, die jedoch das Bedürfniß bei Weitem nicht decken.

Die Kirche hat außer den genannten Höfen keine Filialien. Das Patronat war von jeher landesherrlich. Neben der Volksschule, an welcher ein Schulmeister, ein Unterlehrer und ein Gehilfe stehen, ist eine 1822 errichtete Industrieschule vorhanden, an welcher das ganze Jahr hindurch 2 Lehrerinnen unterrichten. Die Schulstiftungen betragen 628 fl., der Schulfonds 545 fl.

Der Begräbnißplatz ist außerhalb des Ortes, östlich an der Landstraße.

An Geradstetten (alt Gerhartstettin) hatten früher unter württembergischer Lehensoberherrlichkeit mehrere Herren Theil, namentlich die von Ebersberg, von Lichtenstein, von Urbach und von Zilnhart. Walther von Ebersberg empfing 1344 sein hiesiges Gut (1/4 des Ganzen) von Württemberg zu Lehen (Sattler, Grafen 1. Beil. Nr. 104); im J. 1374 verkaufte Walther von Ebersberg seinen Theil an Geradstetten mit Zugehörungen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0135.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)