Seite:OberamtSchorndorf0137.jpg

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Am 10. Oct. 1600 ereignete sich hier der traurige Fall, daß der Schorndorfer Obervogt, Jacob von Gültlingen, seinen Vetter und Freund Conrad von Degenfeld, welchen er zu einer allzu heitern Mahlzeit eingeladen hatte, in der folgenden Nacht erstach, indem er diesen Freund, welcher vom Bette sich erhoben hatte und auf- und abging, für ein Gespenst hielt, eine That, welche Gültlingen schon am folgenden 14. Oct. auf Kabinetsordre Herzog Friedrichs I. mit dem Tod durch Scharfrichterschwert büßen mußte; die Hinrichtung wurde auf dem Markt in Waiblingen vollzogen. Das Andenken an diese schaurige Geschichte lebte noch lange Zeit in einem Volksliede fort. (Handschr. der K. öffentl. Bibl. hist. fol. Nro. 296. Moser, patr. Archiv 9, 287–346. Arnim, des Knaben Wunderhorn 2, 264–270.)

Zwischen dem Dorf und dem Rollhof in den Berglen, wo jetzt noch ein Bezirk „im Burgstall“ heißt, stand eine Burg Selneck (Seldeneck), über welche nähere Nachrichten mangeln. Ob der bei Schorndorf 1291 genannte Rufo de Gerhartstetin zu dem Geschlechte ihrer Besitzer gehört, ist unbekannt.

Zwischen Geradstetten und Grunbach lagen die 1634 zerstörten, je aus 2 Höfen bestandenen Weiler Ober- und Unter-Vehrenbach (oder Fehrbach), welche nachmals nicht wieder aufgebaut wurden, so daß der Ortsname nur noch in einem Bezirk, welcher „Fehrbacher Feld“ heißt, fortlebt.


Grunbach.
Gemeinde II. Kl. mit 1349 Einw.; a. Grunbach Pfdf. 1331 Einw., wor. 2 Kath. b. Osterhof W. 18 Einw. Ev. Pfarrei.


Die natürliche Lage dieser Gemeindemarkung ist beinahe dieselbe, wie des nur 3/4 St. östlich davon gelegenen Geradstettens. Der Bezirk gränzt westlich und nördlich an das Oberamt Waiblingen, von dem es durch den Gundelsbach getrennt ist. Gegen die Berglen liegen auf diesseitiger Markung zwei vorspringende, wie die Bergwand selbst fast ganz mit Weinreben und Obstbäumen bepflanzte Hügel, welche – namentlich die gegen Buoch im O.A. Waiblingen sich hinaufziehende Partie – zur Blüthezeit einen prachtvollen Anblick und in das untere Remsthal, die Ludwigsburger Ebene, den Stromberg, die Leonberger und Stuttgarter Höhen eine liebliche Fernsicht darbieten. Das hier westwärts sich erweiternde Remsthal nimmt von den Berglen her das schon gedachte Gundelsbachthälchen und das zwischen Grunbach und Geradstetten liegende Zehendbachthälchen, sowie das Grunbachthälchen auf, durch welches der bei Buoch entspringende Grunbach fließt, der im Wald oben einen kleinen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0137.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)