Seite:OberamtSchorndorf0156.jpg

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verschont geblieben. Die frühere, sehr schöne Klosterkirche, die im genannten Jahre abgebrannt war, stand im jetzigen Pfarrgarten; von ihr rührt wohl das schöne Ornament byzantinischen Styls her, welches C. Heideloff (Ornamentik des Mittelalters II. S. 13) 1816 hier gefunden hat. Die jetzige Kirche steht in der Mitte des Klosterhofes, ist ganz massiv, 66′ lang, 28′ breit und 21′ hoch. Der Hochaltar enthält mehrere in Holz geschnitzte Figuren und ein werthvolles Gemälde, höchst wahrscheinlich von Barth. Zeitblom, darstellend: in der Staffel, Christus zwischen den Aposteln, auf dem Innern der Flügelthüren links die Verkündigung, rechts die Krönung Maria’s. Wahrscheinlich ist es eine That der Rohheit oder Bosheit, daß der in der Mitte befindliche Christus herausgeschnitten ist, so daß nur noch der obere Theil einer sehr schönen Stirne, und rechts und links Arme und Hände nebst dem Gewande sichtbar sind. An den Wänden stehen die Namen aller Äbte und Prälaten, einige Grabdenkmäler etc. Außerhalb der Kirche, auf dem Kirchhof steht ein Ölberg, das Christusbild, die drei schlafenden Jünger, Judas, einen Kriegsknecht, die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind und einige Apostel von Stein in 8–9′ hohen Figuren enthaltend, wovon der Christus bewunderungswürdig ist. Die Bilder standen in der sog. Ölbergskapelle, die 21′ lang, 18′ breit und 9′ hoch war und wegen Baufälligkeit 1828 abgebrochen ward. Nachdem sie lange Zeit Wind und Wetter ausgesetzt waren, wurde 1837 vom Staat ein kleines Gebäude zu ihrem Schutze aufgeführt. In dem ansehnlichen Prälaturgebäude ist die Wohnung des Pfarrers, dem auch der Genuß des fast 3 Morgen großen Conventgartens eingeräumt ist, und die Schule eingerichtet. Das Forsthaus bewohnt der Revierförster. Ein großer Brunnen mit 4 Röhren, dessen Kasten 67 Eimer hält, steht im Hofe, dessen schönster Raum in neuester Zeit durch ein Wohngebäude und einen Garten des Schultheißen, der auch die alterthümliche Linde, welche die Kirche beschattet hatte, umhauen ließ (!) entstellt worden ist. Die Ruinen der übrigen Gebäude lockten stets Schatzgräber an, die theilweise früher auch für ihre Mühe belohnt worden sind. Nachdem schon im vorigen Jahrhundert beim Abbruch der zweiten der obengedachten Kapellen mehrere Kostbarkeiten, z. B. ein silbernes Crucifix gefunden und von den Findern verheimlicht worden, wurde beim Abbruch des Conventhauses von dem Käufer desselben 1802 ein ohne allen Zweifel von den Mönchen in den Jahren 1630–1649 verborgener Koch-Topf mit 810 portugiesischen Goldmünzen, die meist das Gepräge König Johanns III., gest. 1557, hatten, entdeckt. Der Schatz, dessen Werth 30.000 fl. betragen haben soll, gereichte aber dem Finder nicht zum Segen, indem er und seine Frau im Elend starben. Vor der Zeit des Fundes soll öfters ein Mönch in der Nähe des Klosters, wahrscheinlich als Abgesandter des

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0156.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)