Seite:OberamtSchorndorf0159.jpg

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verdankte, z. B. den 28. Juni 1392 dem Grafen Eberhard Befreiung vom Zoll in Schorndorf und im ganzen Lande (Besold 44).

In der Ausübung der oberherrlichen Rechte von Seite Württembergs glaubten die Mönche häufig Übergriffe zu finden, gegen welche sie sich im Jahr 1466 durch Klagen, welche sie beim päpstlichen Hofe führten, und durch Erneuerung ihrer Privilegien, welche sie am 2. Mai 1467 von Papst Paul III. und den 21. Juli 1469 von K. Friedrich III. erwirkten, zu sichern suchten, wodurch jedoch Graf Ulrich der Vielgeliebte sich nicht irre machen ließ, landesherrliche Rechte auszuüben, zu reformiren und zu visitiren. Ein Hauptaugenmerk hatte der Graf darauf, das Nonnenkloster, welches schon 1320 neben dem Mannskloster bestand, (1406 Anna Griesin Meisterin im Frauenkloster Adelberg) aus Rücksicht der Schicklichkeit von letzterem abzutrennen, zumal da Ulrich’s Tochter, Katharina allhier selbst als Nonne eingekleidet war. Wirklich wurden die Nonnen im Jahr 1476 nach Laufen übersiedelt, dem Abt von Adelberg blieb aber die Oberaufsicht in Sachen der Haushaltung und Disciplin vorbehalten.

Im Jahr 1361 und am 1. Mai 1525 brannte das Kloster ab. Das erste Mal geschah dies durch Unvorsichtigkeit, das zweite Mal wurde es im Bauernkrieg angezündet und nur die St. Ulrichs-Kapelle auf Fürbitte eines Bauern vom Brande errettet; damals erwarb sich die Schorndorfer Obrigkeit solches Verdienst um die Klostergeistlichen, daß ihr jährlich um Lätare eine Mahlzeit im Kloster veranstaltet wurde (bis zum Jahr 1746 bestand diese Mahlzeitfeier). Im Jahr 1514 wurde Adelberg von dem Armen Konrad, im Jahr 1519 von den Bündischen ausgeplündert.

Die Pröpste, welche geraume Zeit in ziemlicher Abhängigkeit von Kl. Roggenburg gestanden zu haben scheinen, nannten sich seit 1423 Äbte. Die Reihe derselben ist folgende: Ulrich 1178–1216; Konrad 1228, 1236; Berthold 1269, 1278; Werner 1294; Heinrich 1296 bis 1322; Reinhard 1344; Rudolf 1346; Burkhard von Hall 1349–1351; Johannes Ruch 1352, 1360; Heinrich 1380, 1387; Heinrich Grieß 1387–1412; Berthold 1415, 1423; Albert 1426, 1434; Rupert 1437, 1454; Diepold Lieher; Berthold Dürr 1461; Leonhard Dürr 1501, † 1538; dieser Abt, welcher nach dem Brande von 1525 das Kloster wieder aufzubauen begann, erhielt die Auszeichnung, im Jahr 1529 von dem Oberabte zu Premontre zum Visitator des Ordens in Schwaben ernannt zu werden; er mußte aber der Reformation, zu deren Einführung im Jahr 1535 Michael Brodhag von Herzog Ulrich in’s Kloster gesandt wurde, weichen (Sattler Topogr. 562). Indeß kam in den Interimszeiten (1548–1552) noch ein katholischer Abt Ludwig Werner,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0159.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)