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An der Schule steht ein Schulmeister. Sie hat nur 45 fl. Schulfonds.

Rohrbronn zählte im Jahr 1400 nur 7 Häuser, und die damals der Kellerei pflichtigen Güter: 1 Hof, 3 Lehen und 3 Sölden, scheinen den ganzen anfänglichen Hofbestand gebildet zu haben. Der große Zehente gehörte gleichfalls der Kellerei; am Weinzehenten war die Frühmesse zu Winterbach betheiligt; der Heu- und kleine Zehente stand der dortigen Pfarrei zu. Auch in politischer Hinsicht war Rohrbronn seit den ältesten Zeiten mit Winterbach verbunden. Von demselben 1809 losgetrennt, wurde es erst 1828 zur selbstständigen Gemeinde erhoben (s. auch Hebsack). Vor Zeiten soll hier der Forstmeister des Bezirkes seinen Sitz gehabt haben.


Schlichten,
Gemeinde III. Kl. mit 284 ev. Einw. Pfarr-Filial von Winterbach.


Das Dorf Schlichten, früher auch Schlichtenweiler, die kleinste Gemeinde des Oberamtes, liegt 5/4 Stunden südlich von Schorndorf auf dem Schlichtenwald, an der Straße von Schorndorf in das Filsthal. Gegen Osten dacht sich die Markung nach dem bei Baiereck genannten Herrenbachthälchen, nördlich gegen das Remsthal, südöstlich gegen die Baierecker Thalschlucht ab, und nur in südlicher Richtung gegen Thomashardt ist die Lage eben. Die Aussicht außerhalb des Dorfes ist reizend; sie erstreckt sich über die ganze Alpkette, nach Ludwigsburg und bis zum Michelsberge. Wassermangel entsteht auch bei anhaltender trockener Witterung nicht. Der magere Lehmboden ist nur mittelmäßig fruchtbar. Der Kappelberg ist für Schlichten eine Wetterscheide, da die westlich aufziehenden Gewitter sich entweder nördlich oder südlich ziehen; die von Süden oder Osten kommenden dagegen sind gefährlicher. Das Mineralreich liefert Sandsteine und gute Töpfererde.

Die Zehenten und übrigen Grund-Gefälle, mit Ausnahme von 1 fl. 50 kr. der Orts-Gemeinde-Pflege zustehender Hellerzinse, gebühren dem Staat. Derselbe hat, nachdem 27 fl. 3 kr. Geldzinse und der ganze Heuzehente für 1651 fl. 28 kr. abgelöst worden, noch 9 fl. 27 kr. Geld- und 30 Sch. 4 S. 3 V. 4 E. Frucht-Gilten, sowie 80 fl. 11 kr. und 50 Sch. 2 S. Frucht für den Zehenten zu erheben.

Das Dorf mit seinen unscheinbaren 50 Haupt- und 6 Neben-Gebäuden liegt ganz frei. Außer dem Schulhause ist nur das ganz massive Kirchlein zu erwähnen, an dessen Stelle der Sage nach einst eine Kapelle gewesen seyn soll, in welcher sich die Kaiser aus dem Hause der Hohenstaufen bei ihrer Durchreise nach Waiblingen Messe lesen ließen (s. o. S. 74).

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0172.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)