Seite:OberamtSchorndorf0196.jpg

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aus. Zu einem eigentlichen Erwerbszweig sie zu vergrößern, fehlt es an Wiesen und Äckern. Einige Schäfer, die sich mit der Schafzucht besonders befassen, halten seit 20 Jahren auch spanische Schafe, und überwintern im Orte. Außerdem Ziegenhaltung von Armen und Schweinezucht. Von Gewerben sind eine sehr bedeutende Mahl- und Gyps-Mühle an einem Remskanal, eine weitere Mahl-Mühle, eine Öl-Mühle, besonders viele Weber und Schuhmacher, ein namentlich im mechanischen Fach ausgezeichneter Schlosser, zwei Steinhauer und die bei Hebsack erwähnte Blousenfabrikation, womit sich mehrere arme Frauen beschäftigen, sowie einige Victualienhändler und 6–8 Holzhändler zu nennen.

Das Gemeinde-Vermögen beträgt 260 M. Grund-Eigenthum und 11.952 fl. Kapitalien, die Gemeinde-Umlage 280 fl. Der Pförch-Ertrag beläuft sich noch auf etwa 1000 fl. Der unbedeutende Gemeindewald ist in mittelmäßigem Zustand. Das Stiftungs-Vermögen, nächst Schorndorf und Steinenberg das größte, beträgt 20.008 fl. Die Kranken-, Brod- und Bücher-Stiftungen betragen 2600 fl., worunter 2000 fl. von den Kindern des hiesigen Amtmanns Heuchelin 1837 gestiftet. An der Kirche stehen ein Pfarrer und – wahrscheinlich schon seit der Reformation – ein Helfer, welcher zugleich Pfarrer von Weiler ist. Das Patronat war von jeher landesherrlich. Filialien sind Hebsack, Schlichten, Rohrbronn und die Parcellen. An der Schule stehen 1 Schulmeister, 2 Unterlehrer und 1 Gehilfe. Die Schulstiftungen betragen 616 fl., der Schulfond 477 fl. Auch eine Kleinkinder-Bewahranstalt und eine Industrie-Schule ist vorhanden. Die Schule in Manolzweiler wird an Nachmittagen von den hiesigen Lehrern versehen. Sie hat 31 fl. Schulfond, aber kein Schulhaus.

Das schöne, sehr freundlich gegen Schorndorf hin gelegene Bad mit guter und bequemer Einrichtung, dessen S. 6 des Näheren gedacht ist, kam neuerdings in Abnahme und hatte z. B. 1850 gar keinen Kurgast.

Es sind zwei Begräbniß-Plätze vorhanden: der untere um die Kirche her, wo nur gegen ein Leichlege-Geld in den Heiligen die Bestattung geschieht, und der obere vor dem Dorfe.

In Winterbach war altes Reichsgut, welches mit dem in Waiblingen zusammenhing. Im J. 1046 Aug. 28 und 1048 Dez. 3 hielt K. Heinrich III. hier Pfalz. Heinrich IV., dessen Sohn, beschenkte aus den hiesigen Kammerbesitzungen den 14. Oct. 1080, am Vorabend der Schlacht, in welcher sein Gegenkönig Rudolf fiel, ferner i. J. 1086 das dem salischen Hause so nahe stehende Hochstift Speier; indessen scheinen diese remsthalischen Güter von genanntem Bisthum bald wieder abgekommen zu seyn. Güter und Rechte besaßen die Herren von Urbach; von Agatha von Baldeck, Walthers von Urbach Wittwe, erkaufte dgl. i. J. 1467 Graf

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Schorndorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1851, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtSchorndorf0196.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)