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unseres Oberamts. Und in der That, keine Örtlichkeit im ganzen Amte liegt unter 600 m; selbst der etwas fremdartig hereinragende Hohentwiel erhebt sich bis 691 m und nur seine Basis mit der ihm gegenüberliegenden, durch den Achfluß stark getrennten, weiteren württemb. Exclave Bruderhof hebt in einer Region von 427 m an, die Höhen des Heubergs gehen bis zu 980 m.

An den riesenmäßigen Felsen, zwischen welchen sich die Donau von Mühlheim an durchwindet, sammeln wir zahlreich häufig jene Fels- und alpinen Formen, welche dem Botaniker auf dem Wege nach den Alpen wie ein Vorgeschmack, wie eine der ersten Stationen erscheinen. Und geht er weiter dem Süden zu, so trifft er auf dem Hohentwiel die meisten dieser Gewächse wieder, wie auch die Pflanzendecke der Berge vulkanischen Ursprungs sich enge an diejenige der Kalkberge anschließt wegen des gemeinsamen, felsigen und trockenen Bodens, wenn auch nicht in dem Maße (wie wir später an mancher Pflanzenart sehen werden), wie dies z. B. Thurmann in seinem bekannten Werk über die Pflanzen des Juras angenommen hat. (Essai de Phytostatique appliqué à la chaîne du Jura etc. par Jules Thurmann, Berne 1849.)

Aber auch die bewaldeten Abhänge der Juraberge zeigen eine Fülle von Gewächsen, die wir, bei uns wenigstens, gewöhnlich nur auf der an phanerogamischen Pflanzen so reichen Alb anzutreffen gewohnt sind.

Jurakalk wird übrigens auch um den Hohentwiel im Basalttuff angetroffen, derselbe ist sicherlich aus der Tiefe mitgerissen worden, da die Formation nur wenige Stunden im Hohen-Randen vorbeistreicht. Da alle möglichen Einschlüsse von Granit Gneiß etc. vorhanden sind, so wird die ganze Masse gegen Süden und Südwesten wohl als Auswurfsmaterial gelten können, zudem der Kalk sichtlich durch Feuer verändert ist. Bei dieser Gelegenheit mag erwähnt sein, daß ich am Nordfuß des Berges ein Lager rother und grüner Mergel mit Sandbrocken – nach Fraas dem Tertiärsandstein angehörig – beobachtet habe.

Da wo im Südosten des Oberamts das Gebiet sich schmal in das Großherzogthum Baden erstreckt, liegt auf wasserhaltigem Tertiärgebirge der feuchte Schindelwald (so – und nicht Schindlerwald geheißen) wo sich im Schatten starker Nadelhölzer auf altem Sumpfboden, dem Rest eines Hochmoors, eine Vegetation ähnlich der des Oberlandes angesiedelt hat, ein vollendeter Gegensatz zu

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0064.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)