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Gewalt der glühenden Sonnenstrahlen noch mehr geschützt zu sein, wie die übrigen, größer organisirten Fettpflanzen, die den gleichen Standort bewohnen.

Auch die Organisation aller übrigen Felsenpflanzen ist darauf berechnet, große Dürre unbeschadet zu ertragen. Frühe Blüthezeit vor Eintritt der heißen Monate; behaarter oder sonst überzogener Blätter und Stengel (beide Eigenschaften ausgezeichnet bei Alyssum montanum L., blühte 1877 schon am 1. April), starker Oberhaut der Blätter mit wenig Spaltöffnungen und dadurch oft herbeigeführter saftiger Organe etc. bedient sich die Natur, um die Existenz vieler Pflanzen auch auf so schwierigem Terrain noch möglich zu machen.

Mit der Flora von Tuttlingen ist der Name C. A. Rösler unzertrennlich verknüpft. Dieser außerordentlich fleißige Sammler und gewissenhafte Beobachter lebte in den 1830er Jahren in Ludwigsthal. Er ist der Begründer unserer Kenntnis der Flora des Bezirks, auf ihm haben wir fortgebaut.


Der Wald.

Im Bezirk Tuttlingen vollzieht sich der Übergang zwischen Schwarzwald und Alb. Die reinen Laubholzbestände des Kalkbodens gehen allmälig in Nadelholz über, so daß im Westen schon ganze Bestände von Fichten mit viel Tannen und Forchen vorherrschen. Doch hat eine intensive Waldkultur auch hier Vieles verändert und sehen wir deshalb auf reinstem Kalkboden oft Forchen, zuweilen Schwarzforchen, als Vorbau, Fichten an einigermaßen besseren Plätzen und Tannen unter Laubholzschutzbestand. Auch hier wird der Lärche die gehörige Aufmerksamkeit geschenkt (die sie auf der Alb längst mehr verdient hätte) und sehen wir hin und wieder erstarkte Kulturen, wie z. B. am Schloßberge bei Ludwigsthal.

Aus dem oben erwähnten Umstande, daß im Bezirk der Übergang vom Laubholzgebiete der Alb zu dem des Nadelholzes im Schwarzwalde stattfindet, erklärt es sich, daß wir bei der Flora es sowohl mit Erzeugnissen des Buchen-, als Fichtenklimas zu thun haben und trägt diese Thatsache nicht wenig zum Reichthume an Arten bei.

Die Hainbuche kommt zwar überall eingesprengt vor, hat aber nur in den Hohentwieler (Bruderhof-) Waldungen einigermaßen Bedeutung, indem sie dort der Rothbuche oft in Länge

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0066.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)