Seite:OberamtTuttlingen0076.jpg

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Bedeutung ist. Auch finden am Neckar wegen der häufigeren die Ufer verheerenden Überschwemmungen weit mehr Korrektionen statt, durch welche, weil man sie in der Regel um die Zeit vornimmt, in welcher die meisten Fische laichen, die Brut gestört oder völlig ruinirt wird. Doch hat auch im Tuttlinger Bezirke, wie anderwärts, gegenüber von früheren, nicht allzuweit hinter uns liegenden Zeiten der Fischreichthum abgenommen. Als Hauptursachen werden bezeichnet die großen Eisgänge und in zweiter Linie der unvernünftige Betrieb des Fanges. Gefangen wird mit der Angel (über Land und mit Grundangel) und mit dem Garn (Setzgarn und Zuggarn). Der Zoologe von Siebold in München, zur Zeit wohl der beste Kenner der mitteleuropäischen Süßwasserfische[1], gibt für die dem Donaugebiet angehörigen Fischarten die Gesammtzahl 52 an. Bringt man davon in Abzug 2 Bastarde, eine nur an zwei Stellen des Hauptflusses, eine nur in zwei Nebenflüssen vorkommende Art und sechs sich aus dem schwarzen Meer bloß in seltensten Fällen verirrende Arten, so bleiben noch übrig 42 Spezies. Von diesen wurden von mir und von erfahrenen Fischern in den Gewässern des Bezirkes Tuttlingen, soweit sie zur Donau gehören, folgende 18 mit Sicherheit beobachtet[2].

1. Der Flußbarsch (Perca fluviatilis L.), ein unter dem Namen Egli allbekannter, volksthümlicher Fisch, der ausnahmsweise hier bis 3 Pfund schwer wird und dessen Fleisch ganz vorzüglich wäre, wenn es nur nicht so viele Gräten hätte. Von den übrigen zur Familie der Barsche gehörigen Arten, die z. B. in der Donau bei Ulm vorkommen (Beschr. des O.-A. Ulm S. 28), wurde, soweit meine Beobachtungen und Erkundigungen reichen, hier noch keine gefangen.

2. Der Koppen (Cottus gobio L.), Gruppe, häufig an rasch fließenden Stellen unter Steinen, im Fluß und in den kleineren Bächen.

3. Die Treische (Lota vulgaris Cuv.) oberhalb und unterhalb der Stadt, meist im tiefen Wasser, auch bei Fridingen. Sie ist der einzige Süßwasserfisch aus der im Meer in zahlreichen Arten vorkommenden Familie der Schellfische. Ihr Fleisch ist vortrefflich, weich und weiß.


  1. Die Süßwasserfische von Mitteleuropa. Bearbeitet von C. Th. E. v. Siebold. Leipzig, Engelmann 1863.
  2. Systematische Reihenfolge und Bezeichnung nach dem genannten Buch.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0076.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)