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Schmetterlinge. Der Apollo (Parnassius Apollo L.) fliegt um Tuttlingen vereinzelt auf den Höhen über der Papiermühle, ziemlich häufig weiter Donauabwärts um die Kalkfelsen bei Fridingen und Beuron, am häufigsten unterhalb Schloß Werenwag. Mit Vorliebe setzt und saugt er sich an den Blüthenköpfen von den Scabiosen fest. Die zahlreichen Exemplare vom Hohentwiel zeichneten sich durch ganz besondere Durchsichtigkeit der Flügeldecken und durch die Größe der rothen Augenflecken aus[1]. Herr Professor Fraas berichtet von dem massenhaften Auftreten der Wolfsmilchraupe Deilephila euphorbiae L. auf dem Hohentwiel. Ferner werden angegeben: Zwei schöne Spinner: Arctia Hebe L. und villica L., beide Bärenraupen auf niederen Pflanzen sind sehr wenig in unserem Land verbreitet, letztere ist sogar nur noch in Wangen einmal aufgefunden worden. Der große Spanner Gnophos furvata S. V. sitzt bei Tage an den Felsen und kann des Nachts mit der Laterne an Blüthen, besonders Echium, gesammelt werden. Von Kleinschmetterlingen werden aufgeführt: Grapholitha foenella L. s. tibialana Hb. 40, deren Raupe in den Wurzeln des Beifußes lebt, Grapholitha compositella Fab. als Gundiana Hb. 42, beide von Tuttlingen, und auch die seltene Myclois rosella Scop. pudorella Hb. 63. Die schöne Hypercallia Christiernana L., bei Waldshut und Bachzimmern angeführt, bis jetzt noch nicht für Württemberg bekannt, kommt sicher auch bei Tuttlingen vor, da sie im Donauthal bei Regensburg keine Seltenheit ist.

Bei den fliegenartigen Insekten (Diptera) sagt Leydig (a. a. O.): „auffallend ist, daß die Schnacken (Culex pipiens) hiesiger Gegend (Tübingen) wenig blutdürstig sind“. In Tuttlingen waren Anfangs der 70er Jahre diese Plagegeister in den Häusern namentlich kleinen Kindern gegenüber wegen der Heftigkeit ihrer giftigen Bisse ordentlich gefürchtet, so zwar, daß man dieselben allgemein für eine neue, durch Häute aus wärmeren Ländern eingeschleppte Art hielt, wogegen die Entwicklung der Tipuliden ganz entschieden spricht.

Aus der Abtheilung der Netzflügler (Neuroptera) findet der Sammler an den Ufern der Gewässer eine gute Ausbeute an Köcherfliegen (Phryganea). Von solchen sammelte ich:


  1. „Der prächtige Alpenschmetterling Apollo mit dem rothleuchtenden Auge auf den Flügeln wiegte sich über den Blumenkelchen“.
     (Scheffel im „Ekkehard“.)
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0081.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)