Seite:OberamtTuttlingen0085.jpg

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Zu dem altwürttembergischen Oberamt Tuttlingen dagegen gehörten, außer einigen anderen, nur fünf von jenen Amtsorten und ist insbesondere zu bemerken, daß die Festung Hohentwiel mit der Bergmaierei und dem Bruderhof ein besonderes Stabsamt bildete, welches am 1. Januar 1801 mit Einschluß der Garnison auf Hohentwiel 290 ortsanwesende Einwohner hatte. Nach dem Abzug der Garnison zählte man in den beiden Orten am 1. Januar 1802 nur noch 79 Seelen. Später, von 1808 an bis zur Einrichtung der Landvogteien[1], waren diese Orte dem damaligen württembergischen Oberamt Stockach zugetheilt.

In der zunächst folgenden Übersicht ist die Bevölkerung aller Gemeinden des jetzigen Oberamtsbezirks nach mehreren Zeitabschnitten der Periode 1812–75 und zugleich nach geographischen Abtheilungen angegeben.

Hienach belief sich die ortsanwesende Bevölkerung des Oberamts am 1. November 1812 auf 17.899, am 15. Dezember 1834 bei der ersten Zollvereinszählung auf 21.992 Einwohner, hatte sich also, wenn man die Verschiedenheit des Zählungstags und die 1834 nicht inbegriffene unbedeutende Bevölkerung von Hohentwiel und Bruderhof außer Berücksichtigung läßt, in 22 Jahren um 22,87 oder jährlich um 1,04 % vermehrt.

Die Zunahme der ortsangehörigen Bevölkerung von 1812 bis 1832 berechnet sich auf 23,37 und jährlich auf 1,17 %, zeigt also nur wenig Unterschied. Die Zunahme der ortsanwesenden Bevölkerung in der folgenden 12jährigen Periode von 1834 bis 1846 berechnet sich auf 10,46 oder jährlich auf 0,87 %. Die höchste Bevölkerungszahl erreichte das Oberamt in der Zeit des allgemeinen Anwachsens der Bevölkerung am 3. Dezember 1843 mit 24.332 Personen. Von da an hat sie abgenommen und im Jahr 1852 wurden schon 344 Personen weniger gezählt. Von 1852 bis 1855 aber, in welcher Zeit des allgemeinen Nothstandes auch die Bevölkerung des Landes eine bedeutende Abnahme erlitten hat, ist die Bevölkerung des Oberamts Tuttlingen um 1040 Personen zurückgegangen. Die nachtheiligen Folgen der weitgehenden Theilung des Grundbesitzes hatten hier wahrscheinlich schon mit dem Umsichgreifen der Kartoffelkrankheit in der Mitte der 1840er Jahre einen größeren Nothstand herbeigeführt.


  1. In dem Organisationsmanifest von 1810 sind zwar bei dem Oberamtsbezirk Tuttlingen die Orte Hohentwiel sammt Bergmaierei und Bruderhof sowie die Gemeinde Renquishausen nicht aufgeführt, diese Orte wurden aber dem Oberamt noch im Lauf der Jahre 1810 und 1811 zugetheilt.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0085.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)