Seite:OberamtTuttlingen0134.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Der Lapphut auf dem Konzenberg hat einen ungeheuren, großkrämpigen Hut und treibt sein Unwesen auf dem Konzenberg und den umliegenden waldigen Höhen. Im Ursulenthal, das bei Nendingen ausläuft, haust der „Schlapphut“ seit vielen Jahrhunderten. In der Seelenwoche kommt er gerne nächtlicherweile. Seine Füße bedeckt eine Art Schuhe, worauf etwas Schneeweißes kommt, wie Tüchlein und dann Hosen. Einen schwarzgrauen Jägerjuppen hat er um sich. Er hat schneeweiße Augen, fast größer als Ganseier, und sein Hut hängt ihm weit über die Schulter herab. Leuchtende Feuer, die von Nendingen her wiederholt gesehen wurden, gehen vor ihm. Er kommt beim Schlößlebergfelsen unten über das Hag herunter und steht oft stundenlang um Mitternacht auf demselben Platz. (B)

Aber er haust auch auf dem Konzenberg als „Riesenjäger“ und jagt besonders während der Adventsnächte in den Wäldern umher. Jede Nacht läuft er dann, als Jäger gekleidet, um den Wall des Schlosses und thut um zwölf und um zwei Uhr einen Schuß. Wenn aber Jemand hingeht, findet er Niemanden dort. (M). Auch auf der Wallenburg, die sich am Ursulenthal erhebt, geht er nächtlich als grüner Jäger um. (B).

Weiter wären zu nennen die drei Zauberfrauen im „Heiligenthäle“ zwischen Tuttlingen und Möhringen. Dort, gar nicht weit vom Duttenthal, wo die Duttfee hauste, hielten sich vor alten Zeiten zwei, andere sagen drei, Heidinnen auf, die Zauberei verstanden. Die drei Frauen hatten drei wunderschöne Schimmel, die den ganzen Tag weiden und nichts ackern und nichts ziehen durften. Zu den Frauen kamen die Leute von weiter Ferne her, wenn ihnen oder ihrem Vieh etwas fehlte und holten Heilsames. Vorher mußten die Leute den drei weißen Rossen Ehre erweisen, niederfallen und opfern. Die Zauberfrauen konnten für Alles helfen und hatten viele Kenntnis in den heilsamen Kräutern.

In dem Duttenthal selbst soll eine Göttin verehrt worden sein, „Dutt“ geheißen. Tuttlingen sei von ihr so genannt worden. Man hat auch vor alten Zeiten in dem Thal eine weibliche Figur unter dem Moos gefunden, von blauem Sandstein, schlank, von Menschengröße, mit etwas kleinem Kopfe, zwei Gesichtern und einer Doppelbrust von großem Umfange. Dieses Götterbild wurde nach Tuttlingen gebracht und mochte seit mehreren Jahrhunderten auf dem Stadtbrunnen gestanden haben. Endlich ward das Bild um ein Paar Batzen verkauft und von einem Maurer zerschlagen. (B.)

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0134.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)