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sie alle bis auf eines der Magd, daß sie dieselben in dem Brunnen im Thale, der noch heute der „Kindlesthalbrunnen“ heißt, ersäufen sollte. Wenn sie aber von Jemand befragt werde, was sie da habe, so möge sie nur antworten, sie müsse junge Hunde ersäufen. – Da geschah es, daß der Ritter, der eben von der Jagd heimkehrte, der Magd begegnete und sie fragte, was sie da im Korbe trage und wo sie hin wolle? Und als sie sagte, daß sie junge Hunde ersäufen solle, so wollte der Ritter die Hündlein sehen und nöthigte die Magd so lange, bis sie den Korb aufmachte und ihm alsdann Alles gestand. Darauf begab sich der Ritter zurück in das Schloß, trat in das Zimmer seiner Frau und fragte sie: was für eine Strafe verdient ein Weib, das ihre eigenen Kinder ersäufen läßt? Die verdient, sagte sie, daß man sie in Öl versiede. So hast du selbst dein Urtheil dir gesprochen! sagte der Mann und ließ auch sogleich diese Strafe an seiner Frau vollziehen. (M.) – Beim Kreuz gegen Schwenningen geht im Advent ein Geist als Licht um.

Auf dem Welschenberg bei Mühlheim (M.) hörten einstmals Hirten einen lieblichen Gesang. Sie giengen den Tönen nach und kamen so zu einer Eiche, aus der sie die h. Jungfrau mit dem Kinde singend erblickten. Es wurde nun eine Tafel mit dem Bilde, wie die Hirten es gesehen, in die Zweige der Eiche gehängt und ein Bildstock daneben errichtet und viel dahin gewallfahrtet. Maria zeigte sich zwar nicht mehr, wirkte aber doch noch wunderthätig bei vielen Kranken. Aus den Opfern der Pilger baute man endlich daselbst die Kapelle „Mariahilf“, die aber längst abgebrochen worden. Auch die Kirche, die man später an dieser Stelle errichtete, ist jetzt zerfallen.

Eine andere Sage vom Welschenberg theilt Meier ebenfalls und zwar im Mühlheimer Dialekt mit, wir geben sie in demselben:

Der Hirt von Mühlheim. Do ist emol zMühlheim en armer Hirt g’sei, der hot amme Suntigemorga seine Schoof uff de Welscheberg triban und hot se doba g’hüetet. S’ ist grad a b’sunderes Fest an sellem Suntig g’halte woaran in der Wallfahrtskirch, und wie er uun da hoba d’Glocka hot läüta höra, do hots dem arma Ma ’s Hearz schier abdruckt, daß er it au hot hinkönnen und beatan und singan und eusern Herrgot loban und danka mit deana andere Christe z’säme. Er ist halt arm g’sei und hot für d’Gmoind hüeta müße. Er hot zwar a Weib g’hett und dia hot sust schaun mengsmol für en g’hüetet am Suntig, wo er gearn in d’Kirch hot gau wölla; aber sie ist an

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0140.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)