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Von holzverzehrenden und holzverarbeitenden Gewerben ist außer den gewöhnlichen der Sägmüller, Zimmerleute, Schreiner, Bierbrauer, Bäcker, Ziegler, Schmide etc. besonders zu benennen das Hüttenwerk Ludwigsthal bei Tuttlingen, das seinen Bedarf an Holzkohlen fast ausschließlich aus den Waldungen des Bezirks bezieht.

Holz- und andere Gerechtigkeiten bestehen nirgends.

Unter den Waldnebennutzungen sind das Besenreisschneiden an jungen Weißtannen, das Wiedenschneiden an jungen Fichten und die Streunutzung, welche in Privatwaldungen und bisher auch in manchen Gemeinde- und Stiftungswaldungen auf schädliche Weise und im Übermaß ausgeübt worden sind, hervorzuheben. Für letztere Waldungen ist für die Zukunft Besserung zu hoffen durch das Gesetz über Bewirthschaftung der Körperschaftswaldungen, welches die Streunutzungen durch Streunutzungsplane regelt und die Ausübung an einschränkende Bestimmungen bindet. Waldweide wird nirgends mehr ausgeübt. Grasnutzung findet meistens in unschädlicher Weise statt. Steine, Kies, Sand zum Bauen und zur Unterhaltung der Wege werden allenthalben gewonnen. Auf der Markung Kolbingen werden die sogenannten Kolbinger Platten gebrochen und zu verschiedenen Zwecken (Dach-, Boden-, Tischplatten etc.) verarbeitet. Beeren, Arzneikräuter, Haselnüsse etc. werden unentgeltlich gesammelt.

Beschädigungen der Waldungen durch Insekten und andere Thiere sind im Ganzen nicht bedeutend, wenigstens sind aus früheren und neueren Zeiten Fälle größerer Waldverheerungen nicht bekannt, obwohl von Zeit zu Zeit Maikäferlarven, Rüsselkäfer, Borkenkäfer, Bastkäfer (im Kleintannenwald bei Hohentwiel 1869) in größerer Menge und verderblich aufgetreten sind. Von den letzten Jahren sind Beschädigungen von Kulturen und Pflanzschulen durch die Maikäferlarven in größerer Ausdehnung zu verzeichnen.

Im Revier Tuttlingen betrug die Zahl der vom Forstamt abgerügten Forstvergehen in Staats- und anderen Waldungen

im Jahre 1855 149 Fälle
1860 081
1865 063
1870 063
1875 135

und im Durchschnitte des Zeitabschnitts 1855–1877 97 Fälle, während in den letzten 10 Jahren durchschnittlich 91 Fälle zur

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0191.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)