Seite:OberamtTuttlingen0195.jpg

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einige Schuld beizumessen ist, so ist doch hauptsächlich die schonungslose Art der Ausübung der Jagd überhaupt und insbesondere die sehr allgemeine Verwendung der hochbeinigen sog. Wildbodenhunde – eine Erbschaft aus der Zeit der freien Pürsch – die Hauptschuld an diesem bedauerlich schlechten Zustand. Weiter tragen hiezu bei die verhältnismäßig kleinen Jagdbezirke, die kurze Pachtdauer, der sehr mangelhafte Jagdschutz und das Überhandnehmen des Raubzeugs. Daß sich bei schonender weidmännischer Behandlung der Jagd ein wenigstens ordentlicher Zustand der Jagd erhalten läßt, beweisen die Staatswaldungen und einige andere geschonte Jagddistrikte hinlänglich.

Von Edel- und Damwild, welches meist auch in dieser Gegend vorhanden gewesen, findet sich längst keine Spur mehr. Auch Rehe sind mit Ausnahme der wenigen geschonten Jagdbezirke zur Seltenheit geworden und wären noch seltener, wenn nicht die angrenzenden guten Jagden des Fürsten von Fürstenberg auf badischem Gebiet von Zeit zu Zeit durch herüberwechselndes Wild Ersatz liefern würden. Der Hase ist ebenfalls ziemlich rar, häufiger dagegen sind die Füchse. Sonst kommen noch vor Edelmarder, Steinmarder, Iltisse, Dächse, Fischotter. Seit einigen Jahren zeigen sich auch hie und da Wildschweine als Wechselwild und sind 2 Stücke vor zwei Jahren im Staatswald Schindelwald bei Neuhausen geschossen worden.

Das Federwild ist verhältnismäßig wenig vertreten; als Standwild ist nur das Rebhuhn und das Haselhuhn zu nennen; auf dem Zuge oder Strich kommen Wildtauben, Wachteln, Schnepfen, Bekassinen (Sumpfschnepfen), Kiebitze, Enten, Gänse. Nicht besonders selten sind Ziemer und Drosseln. Als Seltenheiten sind schon gesehen und erlegt worden 2 Auerhennen, 1 Steinadler und 1 Schneehuhn.

Außer den gewöhnlichen Raubvögeln, wie Bussarde, Weiher, Falken, Sperber, Eulen, kommen auch Fischreiher und der Uhu ziemlich häufig vor.

Die Fischerei ist nur in der Donau ergiebig und lohnend, die übrigen unbedeutenden Wasser Elta, Faulenbach, Kesselbach, Lippach und Beera liefern meist nur geringwerthige Waare.

Die Fischerei wird mit ganz wenigen Ausnahmen nicht rationell, sondern mehr oder weniger nach Raubsystem betrieben. In der Donau wird die Laichzeit entweder gar nicht beachtet, oder wird, wenn die Fische in der Laichzeit geschont bleiben, denselben in der offenen Zeit um so mehr nachgestellt; überhaupt

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0195.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)