Seite:OberamtTuttlingen0235.jpg

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und der Oberamtspflege, des Kameralamts, des evangelischen Dekanatamtes, eines Postamtes mit Telegraphen-Station und eines Revieramts. Überdies wohnen in der Stadt 3 praktische Ärzte, darunter einer zugleich Oberamtswundarzt, und der Oberamtsgeometer. Auch befinden sich daselbst zwei Apotheken.

Das Wappen der Stadt zeigt im silbernen Hauptschild einen goldenen Schild mit drei schwarzen Hirschhörnern, wie zwei ältere Siegel, das eine mit der Umschrift: S. Civitas. In. Tuttlingen. 1644, das andere mit S. Civitatis. In. Tuttlingen darthun. Im 14. Jahrh. soll die Stadt eine silberne Lilie im blauen Feld geführt haben, und auch die jetzt gebräuchlichen Siegel des Stadtschultheißenamts und des Stadtraths enthalten diese Lilie. (S. Württemb. Jahrbücher, Jahrg. 1854, II. S. 122.)

Die Stadt liegt unweit unterhalb der Einmündung der in nordöstlicher Richtung herab dringenden Elta in die hier von Südwest nach Nordosten strömende Donau, und zwar dem Haupttheile nach auf der rechten Seite des Flusses, in dem hier ziemlich breiten und gleich unterhalb der Stadt sich noch mehr erweiternden, von schönen Waldbergen umsäumten Donauthal. Die Stelle, welche die Stadt gefunden hat, ist eine sehr wichtige und günstige: sie steht einmal durch das hier einmündende Elta-, bald darauf Faulenbach-Thal (weiterhin durch das Primthal) in bequemster, ganz ebener, durch keinen Höhenzug beschränkter Verbindung mit dem anderen Hauptthal des Landes, dem Neckarthale, anderntheils treten die Berghöhen bei Tuttlingen ziemlich weit auseinander und senden sanfte Ausläufer gegen die Donau; deshalb giengen auch über Tuttlingen seit ältester Zeit verschiedene Handelsstraßen. Und zwar befindet sich der leichteste Übergang über die Donau da wo noch heute die Brücke herüberführt; gerade hier senkt sich das linke Ufergelände ganz sachte bis an den Fluß, während sofort weiter oben der Uferrand senkrecht und felsig abstürzt. Auf dem rechten Ufer leiten wieder leicht ansteigende Ausläufer nach dem Witthoh, der Anhöhe, über welche schon die Römer sich den Weg in die Schweiz (Schaffhausen) eröffnet haben.

Den Donauübergang beherrschend, schiebt sich endlich der wie zu einem Kastell geschaffene Honberg weit in das Thal herein an die Stadt heran; auf drei Seiten vollkommen frei stehend und steil abfallend, hängt er nur gegen rückwärts (Südosten)

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0235.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)