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Pferdezucht wird nicht betrieben, doch ist die Pferdehaltung nicht unbedeutend; es sind ungefähr 200 Pferde in der Stadt.

Die Rindviehzucht dagegen ist sehr gut, man hält den Simmenthaler Schlag und es hat die Gemeinde 7 Farren von dieser Race aufgestellt. Das Mastvieh wird größtentheils hier geschlachtet.

Im Herbst laufen auf der hiesigen Stoppelweide 3–500 Stück (hiesigen Privaten gehörige) deutsche Bastardschafe; Überwinterung findet hier nicht statt, die Wolle setzt man am hiesigen Wollmarkt, die Schafe auf dem Schafmarkt im nahen Möhringen ab.

Die Schweinezucht ist nicht bedeutend, die Ferkel (Land- oder halbenglische Race) werden größtentheils von außen bezogen; man mästet nur für den eigenen Bedarf.

Außerdem hält man etwa 400 Stück Ziegen, 1200 Stück Hühner, weniger Enten und Gänse.

Die Fischerei in der Donau ist ziemlich namhaft; die Besitzer sind der Staat und die Stadt, ersterer hat das Fischrecht von der Landesgrenze bei Donaufeld bis zur Stadt, diese von da bis zur Markungsgrenze und hat es um jährlich 112 Gulden verpachtet; man fängt hauptsächlich Hechte, Barsche, Schuppfische. Der Staat verpachtet seinen Antheil besonders.

Die Bienenzucht ist unbedeutend.

Außer den schon oben genannten Unterrichtsanstalten bestehen noch eine Industrieschule, eine Frauenarbeitsschule, eine Kleinkinderschule, eine Erziehungsanstalt für hilfsbedürftige Kinder und eine Zeichnungs-Fortbildungsschule.

Von weiteren Anstalten bestehen: eine freiwillige Feuerwehr, seit 1857, ein Singverein, ein Arbeiterbildungsverein, eine Turnanstalt, eine Schützengesellschaft, ein Museum, ein kleiner Musikverein, ein Veteranenverein, eine Kranken-Unterstützungskasse, ein Gewerbeverein, ein Viehversicherungsverein, ein landwirthschaftlicher Bezirksverein und ein Verschönerungsverein.

Die öffentlichen Stiftungen sind ganz unbedeutend.

Die Stadt hat das Recht, am 12. März, 7. Mai, 9. Juli, 15. Oktober und 14. November Krämer-, Vieh- und Schafmärkte, den 23. Dezember einen Krämer- und Viehmarkt, den 17. Juni und 31. August Wollmärkte abzuhalten. Überdies besteht hier eine bedeutende Fruchtschranne je am Samstag, auf der jährlich viel umgesetzt wird (s. die Zusammenstellung).

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0251.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)