Seite:OberamtTuttlingen0258.jpg

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im folgenden Jahre brach wieder Feuer aus und brannte ein doppeltes Schmittenwerk sammt Kohlscheuern bis an den Schmelzofen ab, ohne daß entdeckt werden konnte, wie dieses Feuer entstanden ist. Die folgenden 6 Jahre von 1739–1745 war das Werk an Stadt und Amt Tuttlingen verpachtet, worauf es wieder in Selbstadministration übernommen wurde und in solcher bis zum Jahre 1764 verblieb. Aus dieser Zeit liegen verschiedene Übersichten über den Betrieb des Hohofens und Hammerwerks vor, aus welchen folgendes anzuführen von Interesse ist:

Die Hohofen-Kampagne vom 11. Aug. 1760 bis 14. März 1761 (31 Wochen) lieferte 7813 Ztr. 50 Pf. Gußeisen, darunter 370 Ztr. 25 Pf. Ofenplatten und andere Gußwaren, das übrige Massel- und Brucheisen. Das durchschnittliche wöchentliche Erzeugnis betrug 252 Ztr. und zu 1 Ztr. Eisen wurden 2,96 Kübel (à 13/4 Simri) Erz und 1,27 Zuber (à 21 Sm.) = 25,12 Kubikfuß Holzkohlen gebraucht. Der Zuber buchene Kohlen kostete damals 1 fl. 12 kr., tannene Kohlen 45 kr., der Kübel Bohnerz 16–18 kr. und der Ztr. Roheisen stellte sich auf 2 fl. 7 kr., während die herzogliche Faktorie St. Christophsthal 2 fl. 20 kr. dafür bezahlte. Schmelzlaboranten waren angestellt: 1 Schmelzmeister, 1 Ofenknecht, 2 Aufsetzer und 1 Schlackenschieber mit einem Wochenlohn von 2–4 fl.

Hinsichtlich der Stabeisenfabrikation ist zu bemerken, daß in einem bei der Übergabe des Werks an Stadt und Amt Tuttlingen im Mai 1739 gefertigten Inventar von Renn- oder Läuterfeuern, sowie von Hammerfeuern die Rede ist, woraus sich schließen läßt, daß in Ludwigsthal ein ähnliches Verfahren wie auf anderen Werken in Süddeutschland üblich war, nämlich daß das Roheisen zuerst in den Läuterfeuern niedergeschmolzen und hier theils abgestochen, theils als halbgefrischte Brocken zu den Hammerfeuern abgegeben wurde, worauf sodann in letzteren diese halbgeschmeidigen Brocken oder Vögel mit einem kleinen Zusatz von Roheisen durch einmaliges Einschmelzen zu Gute gemacht wurden. Nach der Faktorierechnung von Georgi 1763/64 wurden bei den Hammer- und Rennfeuern 1192 Ztr. 73 Pf. Bengel und 355 Ztr. 1 Pf. Stabeisen erzeugt und dazu per Ztr. 39,5 Kubikfuß Kohlen bei einem Eisenabgang von 17–18 Proz. gebraucht. Das Kleinfeuer lieferte 1167 Ztr. 89 Pf. Zain, Streckeisen und ausgearbeitetes Eisen mit einem Eisenabgang von nur 2 % und einem Kohlenverbrauch von 9,8 Kubikfuß.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tuttlingen. H. Lindemann, Stuttgart 1879, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtTuttlingen0258.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)